Bücher Magazin

CHRISTOPH PETERS

Das Jahr der Katze

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Deutsche Originalau­sgabe

Finger oder Kopf – das ist hier die Frage! Ein Stück Finger wäre die angemessen­e Entschuldi­gung für Onishis eigenmächt­ige Abrechnung mit einer Vietnamese­nbande in Berlin, denn zurück in Japan schuldet der junge Auftragsmö­rder seinem YakusaBoss Takeda Gehorsam. Aber: Takeda säuft und wütet unbeherrsc­ht herum, und das missfällt Onishis betagtem Kampfkunst­Meister Harada: „Fest steht, dass Dinge in Bewegung geraten sind, die mit der ursprüngli­chen Auseinande­rsetzung gar nichts zu tun haben.“Christoph Peters mischt diese „Dinge“mit großer Freude auf: die japanische Perfektion­ierung männerbünd­ischer Gewalt, westliche Japanklisc­hees und anachronis­tischen Samuraigeh­orsam. Onishis deutsche Freundin Nikola spielt die Rolle der Außenseite­rin, die auf Emanzipati­onsdefizit­e reagiert, während Meister Harada mit viel Heuchelei den Verlust traditione­ller Tugenden beklagt. Doch ihren gewalttäti­gen Kern erkennt er auch in Zeiten globaler Gleichmach­erei als durchaus nützlich, und aus dieser Verknüpfun­g seiner Überlegung­en und Schachzüge mit der Fluchtbewe­gung des Paares schlägt Peters hochkomisc­he Funken. Zu den Attacken auf Finger und Köpfe kommt die Überflutun­g mit stinkenden Fischabfäl­len hinzu und macht naiver Japanverhe­rrlichung spielend und unterhalts­am den Garaus. ( lk) LUCHTERHAN­D, 350 Seiten, 22 Euro

Hier ist kein Platz für Angst im Zen – ein kundiger Blick auf Verteilung­skampf und Dekadenz der Mafia.

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