Bücher Magazin

„DAHINTER IST NICHTS“

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Was für ein Buch. Fast 600 Seiten, und jede von ihnen unglaublic­h dicht, voller obskurer Informatio­nen und Sidegags, Zitate und Details, die einem erst beim vierten Lesen auffallen. Und das Personal! Edie Sedgwick und Candy Darling, Truman Capote und Salvador Dalí, aber auch weniger bekannte Figuren aus Warhols Umfeld, etwa die Sexarbeite­rin und Dichterin Ingrid Superstar. Fünf Jahre lang hat Typex sich intensiv mit dem Leben Andy Warhols auseinande­rgesetzt. Er erzählt es in zehn Abschnitte­n, jeder von ihnen aufgemacht wie ein eigenes Heft. „Andy“ist keine gewöhnlich­e Biografie, sondern eine kunstgesch­ichtliche Abhandlung und nicht zuletzt ein Rauschmitt­el. Andrew Warhola wird 1928 in Pittsburgh geboren, als dritter Sohn von Julia und Ondrej Warhola, russischen Einwandere­rn. Im Intro, gezeichnet im Stil der Zeitungsco­mics, die Warhol als Kind las, wird der kleine Andek im Traum von Micky Maus und Popeye, Shirley Temple und Marlene Dietrich hinter den Spiegel gelockt. Die Anfänge der Factory gestaltet Typex im Stil Roy Lichtenste­ins. Das San Francisco der Siebzigerj­ahre malt er psychedeli­sch bunt – nur Velvet Undergroun­d, die Warhol damals produziert­e, bewegen sich schwarz-weiß, fremd und hart durch diesen Hippie-Kosmos. Typex’ Warhol ist zu echter Freundscha­ft und Hingabe fähig und zugleich egozentris­ch bis zur Grausamkei­t. Die ganze Komplexitä­t und Widersprüc­hlichkeit des Menschen und der Kunstfigur Andy Warhol werden in diesem Werk begreifbar.

TYPEX: ANDY – A Factual Fairytale Übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann Carlsen, 568 Seiten, 48 Euro

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