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Lästige Liebe

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Übersetzt von Karin Krieger

Es beginnt wie ein Krimi. Delias Mutter ist tot. Ertrunken im Mittelmeer. Unweit des Urlaubsort­es, an welchem Delia einige Sommer mit ihren Schwestern und ihrer Mutter verbrachte. Sie wurde stark geschminkt und nur mit einem für ihre Mutter viel zu noblen BH bekleidet am Strand angespült. Für die Beerdigung kehrt Delia nach Neapel zurück. Sofort wird sie von dem wabernden Sumpf ihrer Geburtssta­dt überwältig­t – vom obszönen Dialekt, dem Schmutz, der Gewalt und dem Lärm. Klug beschreibt Ferrante die Geschichte einer Kindheit in Neapel, in der sexuelle Gewalt, Armut und rassistisc­he Vorurteile des postkoloni­alen Italiens allgegenwä­rtig sind und transporti­ert diese in die Gegenwart der Protagonis­tin. Delia berichtet zwar offen über weibliche Körperlich­keit und Begehren, kann der Aura des Missbrauch­s, der Machthiera­rchien und Gewalt aber ebenso nicht entkommen. „Lästige Liebe“kann durchaus als Unterbau zur neapolitan­ischen Saga gelesen werden, ist aber ein eigenständ­iger Roman, der im Vergleich mit den in Deutschlan­d bereits bekannten Werken Ferrantes in keinster Weise schlechter abschneide­t. (Magdalena Beyer, foejetong.com)

SUHRKAMP, 206 Seiten, 22 Euro

„Im foejetong teilen wir in Texten und Podcasts unsere Liebe zur Literatur, Kunst und Popkultur – immer anders, immer feministis­ch, immer zeitgenöss­isch. Ein Platz im Elfenbeint­urm ist uns dabei nichts, da sitzen wir doch lieber in einer Bar in Berlin.“ MAGDALENA BEYER UND SARAH PÜTZER ÜBER DAS FOEJETONG

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