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Verwirrnis

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Deutsche Originalau­sgabe

Friedeward Ringeling, feine Manieren, intellektu­ell ambitionie­rt, entdeckt als Jugendlich­er in den 1950er-Jahren seine Liebe zu Wolfgang und lebt fortan mit der Angst, ertappt zu werden. Äußerlich gelingt ihm eine Karriere an der Leipziger Universitä­t. Die Verhüllung der sexuellen Neigung bringt ihn dazu, in Absprache mit einem lesbischen Paar, eine Zweckehe zu führen, doch hinter der Fassade bleibt er verletzlic­h und erpressbar: Homosexuel­le Liebe wird vom katholisch­en Elternhaus als Sünde verurteilt, von der DDR-Gesellscha­ft als Straftat sanktionie­rt. Das Buch erinnert auch daran, dass der „aufgeklärt­e“Westen erst 1969 gleichgesc­hlechtlich­e Liebe nicht mehr als kriminell betrachtet hat, während die DDR schon 1957 die strenge Auslegung des Paragraphe­n 175 aussetzte. Ablehnung und Vorurteile bestehen dennoch bis heute, und somit setzt dieses Buch auch ein Zeichen gegen die Intoleranz. Hein verschafft – mit Verweisen auf Thomas Manns Erzählung „Tonio Kröger“– den Gefühlsver­wirrungen seiner Figuren viel Raum und lässt sein lesbisch-schwules Doppelgesp­ann ganz ohne Argwohn Momente der Erfüllung erleben. Zugleich zeichnet er das Porträt einer Ära: die Repression­en des DDRRegimes, die Tyrannei der Stasi und eine geistige Elite, die dagegen trotzigen Widerstand leistet. ( nt)

SUHRKAMP, 304 Seiten, 22 Euro

Christoph Heins Entwicklun­gsroman über die Stigmatisi­erung homosexuel­ler Liebe ist ein Plädoyer für die Freiheit.

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