Kino- & DVD-Tipps
Seit sie ein Kind ist, hört Starr Carter (Amandla Stenberg) regelmäßig den Vortrag ihres Vaters (Russell Hornsby), wie sie sich zu verhalten hat, wenn der Wagen von der Polizei kontrolliert wird: Hände auf das Armaturenbrett, ruhig und höflich bleiben, keine Widerworte geben. Immer wieder betont ihr Vater, dass es keine Rolle spiele, ob sie etwas falsch gemacht habe, und wie wichtig es sei, dass ihre Hände stets sichtbar sind. Es ist eine absurde, bittere Realität zu sehen, wie Kinder erklärt bekommen, dass ein erwachsener Cop sie allein aufgrund ihrer Hautfarbe als Bedrohung empfindet.
Doch der Vortrag gehört zu Starrs Leben wie das auswendig gelernte 10-PunkteProgramm der Black Panther und ihre Verwandlung von einem Mädchen aus einem eher armen Vorort in eine unauffällige Schülerin an einer überwiegend weißen Privatschule. Ihr Leben besteht aus dem ständigen Wechsel von Codes und Verhaltensweisen. Sie weiß, dass weiße Kids durch den Slang cool wirken, sie selbst jedoch bedrohlich wäre. Dann passiert, wovor ihr Vater immer gewarnt hat: Sie gerät in eine Polizeikontrolle – und ihr Leben bricht aus den Fugen.
„The Hate U Give Little Infants Fucks Everybody“ist das komplette Zitat von Tupac Shakur, auf das der Titel „The Hate U Give“verweist und das den Kreislauf der Gewalt benennt, der das Leben vieler Afroamerikaner in den USA bestimmt. Dabei gelingt es der George-Tillman-Jr.-Verfilmung von Angie Thomas’ Roman, die Gewalt zu zeigen, ohne sie auszustellen. Vielmehr ist dieser eindeutig als Studioproduktion für ein breites Publikum angelegte Film ein perfektes Beispiel dafür, dass man unterhalten, tief bewegen und dennoch der Komplexität der verhandelten Themen gerecht werden kann. Es ist wichtig, dass solche Filme in den deutschen Kinos laufen.