Literaturlotsen
Unsere Lieblingsbuchhandlungen stehen Rede und Antwort. Diesmal: Katharina Salomo von „Shakespeares Enkel“aus Dresden.
Sie beschränken sich in der Auswahl Ihres Sortiments ausschließlich auf Bücher unabhängiger Verlage. Wie sind Sie auf dieses besondere Konzept gekommen?
Der Sortimentsbuchhandel listet Bücher kleinerer Verlage eher selten. Die Gründe dafür sind vielfältig und aus wirtschaftlicher Sicht und hinsichtlich räumlicher Kapazitäten sicherlich nachvollziehbar, wenn auch für uns nicht schön. Wir unabhängigen Kleinen verkaufen daher eher online, auf Kundenbestellung und direkt, also auf Messen bzw. bei Veranstaltungen. Wenn dann die potenzielle Leserin bzw. Leser sie nur findet, werden unsere Bücher hingegen sehr gerne gekauft. Eine Buchhandlung, in der eine große Bandbreite des Portfolios kleinerer, unabhängiger Verlage abgebildet wird, ohne vom marktbeherrschenden Auftritt der Konzernverlage überstrahlt zu werden, ist daher ein Traum, der von den Sortimentern meistens nicht erfüllt werden kann. Als Unabhängige müssen wir uns andere Vertriebswege suchen – oder diese eben selbst schaffen. Wie zum Beispiel durch die Eröffnung einer Verlagsbuchhandlung.
Welche Möglichkeiten bietet Ihnen dieses Konzept? Das Konzept bietet uns vor allem die Möglichkeit, uns mit den Produkten in unserem Geschäft vom klassischen Sortimentsbuchhandel abzuheben, der – das möchte ich jedoch gern betonen – natürlich und auch weiterhin die wichtigste Schnittstelle zwischen den Verlagen und den Lesern ist. Was wir mit „Shakespeares Enkel“möchten, ist die Schaffung eines Zusatzangebotes für das interessierte Lesepublikum. Wir haben mit „Shakespeares Enkel“das Glück, nicht ausschließlich nach Umsatzzahlen und Margen entscheiden zu müssen, da die Buchhandlung einen genossenschaftlichen Ansatz verfolgt und sich die Verlegerinnen und Verleger aktiv dafür engagieren. Bei „Shakespeares Enkel“stehen nicht nur die Bücher der kleineren, unabhängigen Verlage im Laden, sondern auch die Verlegerinnen und Verleger selbst. Denn sie sind es, die das Geschäft in Eigenregie und neben ihrer Verlagsarbeit betreuen. Man kann direkt mit den Verlegern und sogar Autoren ins Gespräch kommen und mehr über die Verlage sowie deren Publikationen erfahren. Ein literarisches Einkaufserlebnis pur!
Was sind Ihre Lieblingsbücher des diesjährigen Herbstprogrammes aus dem eigenen Sortiment?
1.) Jens-Uwe Sommerschuh „Carcassonne“(salomo publishing) Ein spannungsgeladener Unterhaltungsroman mit einer herrlichen Portion Humor, der bereits 1996 erstmals erschien und 2001 von einem großen Publikumsverlag übernommen wurde. In den letzten Jahren war das Buch leider nicht mehr verfügbar. So habe ich mich als Verlegerin diesem wunderbaren Roman noch einmal angenommen, ihn bei „salomo publishing“neu aufgelegt – und er feierte am 1. November bei „Shakespeares Enkeln“eine grandiose dritte Premiere vor vollem Haus.
2.) Torsten Low „Der Feind auf meiner Couch“(Edition Wannenbuch)
Die „Edition Wannenbuch“gibt – man höre und staune – wasserfeste Badebücher für Erwachsene heraus. Baby-Badebücher kennt jeder, doch auch die Großen lesen gern in der Badewanne, und so gibt es eine riesige Auswahl an Wannenbüchern – seit Kurzem sogar den ersten Horror-Thriller. 3.) Sarah Roller „Flieg, kleiner Drachen!“(Neunmalklug Verlag)
Eine Publikation aus dem ersten deutschen Kinderbuchverlag, der nach dem „Cradle to Cradle“-Konzept (dt. „von der Wiege zur Wiege“) drucken lässt. Die NeunmalklugBücher bestehen ausschließlich aus Materialien, die wieder in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden können. Das Papier stammt aus zertifizierten Wäldern und wird mit Pf lanzenölfarben bedruckt. Bunte Geschichten in grünen Büchern also.
SHAKESPEARES ENKEL
Einmalig ist das Konzept des im vergangenen Jahr neu eröffneten Ladens in der Weimarischen Straße in Dresden, der von den Betreibern auch „Showroom“genannt wird, weil er zugleich auch als Branchen-Treffpunkt konzipiert ist: Beschränkt auf das Programm einiger unabhängiger Verlage gibt es hier viel zu entdecken, das man sonst eher auf Messen oder im Internet findet. Da der Laden von den Verlegern selbst geführt wird, kann man sich hier auf sehr direkte Weise nicht nur über das Bücherlesen, sondern auch übers Büchermachen austauschen.