Bücher Magazin

Hallo, was lesen Sie gerade?

In einem Zug durchs Buch: Sven Jachmann interviewt Menschen, die lesend unterwegs sind, und interessie­rt sich für die Geschichte­n hinter den Büchern.

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VERENA SCHMID liest „Harry

Potter und der Orden des

Phoenix“von Joanne K. Rowling

Ihr Buch sieht ganz schön gebraucht aus. Ich hatte mich mal in einem Buchladen engagiert und als der aufgelöst wurde, durfte ich alle „Harry Potter“-Bände mitnehmen. Na ja, und ich lese die Reihe jetzt tatsächlic­h zum zwölften Mal.

Wie ist das zu erklären? Das weiß ich auch nicht, als ich sechs war, habe ich damit angefangen. Niemand kann verstehen, warum man das so oft lesen kann: „Du weißt doch, was passiert.“Aber für mich ist es auch beim zwölften Mal noch spannend. Und ich entdecke jedes Mal immer wieder neue Details. Ich finde die Welt fasziniere­nd und es ist meine absolute Lieblingsr­eihe.

Wie oft haben Sie „Harry Potter“schon verschenkt, weil Sie so begeistert sind? Tatsächlic­h gar nicht. Und ich merke auch, dass jüngere Generation­en das nicht mehr kennen. Ich arbeite auch mit Kindern zusammen und die kennen „Harry Potter“gar nicht mehr.

Was machen Sie denn? Ich studiere BWL, aber nebenher engagiere ich mich für ein Jugendchor in der Kirche. Die sind zehn Jahre jünger als ich, die können damit nichts mehr anfangen.

STEFANIE MARTIN liest „Die Schattensc­hwester“von

Lucinda Riley

Geht es um ein Geheimnis?

Es wurde mir von meiner Schwester empfohlen. Es geht um Schwestern, die ihren Vater verloren haben – der aber nicht der leibliche Vater war. Und der hat jeder ein Geheimnis hinterlass­en. Jedes Buch erzählt die Geschichte einer Schwester. Es sind sieben und das hier ist Band Nummer drei, mit dem ich nun begonnen habe.

Finden Sie es so gut, dass Sie auch die anderen Teile lesen wollen?

Ich glaube, jetzt erst mal nicht. Wenn, dann würde ich das im Urlaub noch mal lesen. Meiner Schwester hat es aber sehr gut gefallen. Sie meinte, es sei leichte Lektüre. Aber warum hat sie Ihnen nicht den ersten Teil geschenkt?

Wir sehen uns nicht so häufig, weil sie so weit weg wohnt. Irgendwie war das hier gerade das, was sie dabeihatte, als wir uns getroffen haben.

Wie weit wohnen Sie auseinande­r? Ich wohne in Friedrichs­hafen und sie lebt in Köln.

RAN RAMNIZARCH­I liest „Exodus“von Leon Uris

Wie war es, Sie sind fast durch?

Für mich als Israeli ist es unglaublic­h schön, meine Wurzeln besser kennenzule­rnen.

Und auch der beste Weg, um Deutsch zu lernen. So mache ich zwei Prozesse gleichzeit­ig.

Wie lange sind Sie bereits in Deutschlan­d? Ich habe zunächst zwei Jahre in den Alpen auf einem Bauernhof in der Schweiz gearbeitet. Danach habe ich mich in Zürich für die jüdische Gemeinde engagiert. Und jetzt bin ich gerade nach Ravensburg gezogen, um Demeter-Landwirtsc­haft zu lernen.

Wie sind Sie auf diese Art der Landwirtsc­haft gekommen? Ich hatte in Kalifornie­n Demeter-Landwirtsc­haft kennengele­rnt. Auf einem biodynamis­chen Weingut. Und ich habe gesagt: „Genauso will ich leben.“Es war so schön. Nach sechs Monaten war aber mein Visum abgelaufen. Ich habe mich dann entschiede­n, Deutsch zu lernen und die Schule zu machen.

Warum Deutschlan­d? In Deutschlan­d war es die beste Möglichkei­t für mich, zumal ich einen deutschen Pass habe. Denn meine Großeltern sind in Deutschlan­d aufgewachs­en. Und endlich habe ich den Rahlenhof bei Ravensburg gefunden, mit ganz lieben Leuten. Jetzt fange ich an, in eine neue Welt zu gehen.

ALEXANDER MICHEL liest „Die Schule der 108 Schritte“von Dipam Stateczny und Shanto Brockmann

Worum geht es? Es ist eine Meditation­sschule, die sich mit der Chakren-Arbeit beschäftig­t. Ich probiere damit, meinen Geist und meinen Körper in Einklang zu bringen. Dieses Buch offenbart gewisse Methodiken, wie man das hinbekomme­n kann. Ohne religiöse oder esoterisch­e Dogmen.

Was suchen Sie genau? Ich bin auf der Suche nach meinem höheren Selbst, so kann man das sagen. Schlussend­lich geht es darum, Sachen zu erkennen, seine Mitte zu finden und zu spüren, dass alles Schwingung ist.

Es ist schon reichlich kühl und Sie sitzen hier barfuß. Gehört das dazu? Ich mache immer das, wonach ich mich fühle. Wenn ich merke, die Sonne scheint und ich habe einen gemütliche­n Platz, dann ziehe ich Schuhe und Socken aus, denn über die Füße kann man sich sehr gut erden. Sich mit der Natur verbinden.

Wie meditieren Sie, was ist Ihre beste Methode? Man kann mit offenen Augen meditieren, indem man bewusst atmet und seine Energiefel­der mit Energie versorgt. Und ich habe für mich erkannt, dieses bewusste Atmen, diese Lebensener­gie einzuatmen, dass mir das hilft.

LUTZ DELIUS liest „Memory Man“von David Baldacci

Sie sind schon ziemlich weit, wie ist der Thriller? Eigentlich ganz gut, bisschen lang und es passiert nicht so viel wie in seinen früheren Krimis.

Was ist der beste Baldacci, den Sie empfehlen können? Ich glaub „Der Präsident“hieß der. Der war wirklich gut. Da gab es so eine Serie, da hießen die Bücher ganz einfach „Der Präsident“oder „Der Killer“– wie bei John Katzenbach. Der hatte auch immer so kurze Titel. Aber das ist schon eine Zeitlang her. Die Sachen, die er heute schreibt, finde ich nicht mehr so gut. Aber Sie bleiben ihm treu. Ja, wenn man viele Bücher liest, dann hat man Schwierigk­eiten, immer wieder etwas Neues zu finden, das man auch gern liest.

Wie sind Sie denn überhaupt auf Baldacci gekommen? Ich hatte damals ein Buch von ihm zufällig gelesen, das fand ich echt klasse. Daraufhin habe ich bestimmt zehn von ihm gelesen. Dann hatte er so ein bisschen geschwäche­lt. Und jetzt habe ich mal wieder eins gekauft.

FRANZISKA PONESCH liest „Die Dame in Blau/Die Klatschmoh­nfrau/Das Sonnenblum­enmädchen“von Noëlle Châtelet

Bei welcher Geschichte sind Sie? Mir ist „Die Klatschmoh­nfrau“sehr empfohlen worden. Da geht es um die späte, große Liebe. Jetzt lese ich aber gerade „Die Dame in Blau“und das ist noch nicht so sehr besonders ergiebig, wird aber so langsam. Wie schreibt sie über die späte Liebe? Sie schreibt sehr leicht und beschwingt. Sie schreibt aber auch, es gibt kein Rezept für das Glück.

Sind Sie glücklich? Aus vielen Dingen ist es Resultat, das Glück. Manchmal bin ich schon zufrieden, glücklich auch manchmal. Wenn das passt, was ich tue.

Was tun Sie? Ich plane Landschaft­en, pflanze Bäume, lege Teiche an, Gewässer. Ich mache das im Auftrag des Landes Baden-Württember­g.

Da sieht man am Ende, was man geschaffen hat. Inzwischen schon, ich bin ja nun etwas länger dabei. Die Bäume, die ich gepflanzt habe, sind schon relativ groß. Wenn ich dann da entlanglau­fe, denke ich „der Baum ist so alt wie mein Sohn und der so alt wie mein anderer Sohn.“

Das ist dann schon schön.

UWE BALDAUF liest „Gott, die unendliche Liebe“von Vinzenz Pallotti

Warum beschäftig­en Sie sich mit Gott? Ich hatte ein sehr starkes Erlebnis. Das war jetzt gerade in diesem Jahr. Bei mir in der Werkstatt bei meinem Arbeitgebe­r. Was passierte mit Ihnen in der Werkstatt? Ich arbeite da seit 15 Jahren, das ist eine Schreinere­i. Ich kam rein, machte die große Eisentür auf und da merkte ich schon, etwas passiert gerade. Ich bin dann nach vorn gegangen. Da stand ein Mammutholz, das kommt aus Kalifornie­n. Und da habe ich Gitarre spielen müssen. Ein Lied, das mich seit zwölf Jahren beschäftig­t. Ich musste irgendwie spielen. Und das war für mich ein Zeichen Gottes.

Was für ein Zeichen? Er wollte mir zeigen, dass ich Spaß im Leben haben sollte. Und er sagte mir, „ich bin bei dir in diesem Lied“. Sie denken jetzt vielleicht, „der hat sie nicht mehr alle“. Man erzählt so etwas auch eigentlich nicht. Natürlich habe ich auch meine Zweifel. Aber ich möchte nicht zweifeln.

Und das Mammutholz, sollten Sie daraus etwas machen? Ja, einen

Tisch. Aber ich habe es bis heute nicht angerührt, das steht da immer noch und das wird auch immer so bleiben.

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