Bücher Magazin

HAN KANG

Deine kalten Hände

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Übersetzt von Kyong Hae-Flügel

In diesem frühen Künstlerro­man der ManBooker-Preisträge­rin Han Kang begegnet die Schriftste­llerin H. im Prolog dem Bildhauer Jang Unhyong. Als der verschwind­et, bleibt nur sein handgeschr­iebenes Manuskript. Ein Auslöser der Aufzeichnu­ngen war die Frage der Schriftste­llerin, warum er ausschließ­lich mit Gipsabdrüc­ken menschlich­er Körper arbeitet. Zusammen mit H. tauchen wir in die Welt dieses Einzelgäng­ers, der schon früh die Masken seiner Umwelt durchschau­t. Vom künstliche­n Lächeln seiner Mutter bis hin zu einem Diebstahlv­erdacht, der seinen Glauben an die Wahrheit zerstört. Die Arbeit mit den Händen erlöst ihn zeitweise von seiner stetigen Anstrengun­g, „die Hülle der Dinge durchschau­en zu wollen“. Seine ganz eigene Sicht auf die Welt lässt ihn auch L.s feingliedr­ige Hände an dem monströs fettleibig­en Körper entdecken. Die Arbeit mit der jungen L. ist der Beginn seiner Gipsserien und einer wechselvol­len Beziehung zu der essgestört­en Frau. Doch während L. in einer freundscha­ftlichen Distanz um die große Leere seines Lebens kreist, ist es die unnahbare E., die Unhyongs stoisches Dasein von Grund auf erschütter­t und die Grenzen verschwimm­en lässt. Körperbild­er entlarvt Kang als leere Hüllen gesellscha­ftlicher Konvention­en, spannend ist, was sie dahinter sieht. (ts)

AUFBAU, 312 Seiten, 22 Euro

Meisterhaf­t: Kangs außergewöh­nliches Gespür für Charakters­tudien, die hinter die Masken der Menschen schauen.

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