Bücher Magazin

SLOBODAN ŠNAJDER

Die Reparatur der Welt

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Übersetzt von Mirjana und Klaus Wittmann

ZSOLNAY, 544 Seiten, 26 Euro

Hungernd wandert der spätere Urvater Kempf nach Slawonien aus, um dort, angeworben für Kaiserin Maria Theresia, Land zu bewirtscha­ften. Die Vornamen seiner Nachkommen passen sich der Umgebungss­prache an – über 150 Jahre später wird Đuka Kempf dennoch als Volksdeuts­cher zur Waffen-SS einberufen. Dessen ungeborene­s Kind muss nun bangen, überhaupt das Licht der Welt zu erblicken. Schließlic­h begibt sich die zugedachte Mutter als Partisanin für die andere Seite in Lebensgefa­hr. In Šnajders Roman werden die Protagonis­ten derart von Ereignisse­n der Zeitgeschi­chte umhergewor­fen, dass sie nicht unbedingt als Individuen erkennbar sind. Flucht vor der Armut, Überleben im Krieg, Selbstvero­rtung im neuen Staatengeb­ilde – auf viele ihrer vermeintli­chen Handlungso­ptionen trifft der im Roman geprägte Begriff der Zwangswill­igen, der gezwungene­n Freiwillig­en, zu. Ihre Beziehunge­n untereinan­der zeugen von der Unmöglichk­eit, jemanden zu kennen. Viel eher scheinen (wechselnde) Identifika­tionen mit Religionen und Ideologien möglich zu sein. Die Fülle von Ereignisse­n erfordert etwas Ausdauer bei der Lektüre. Der

Roman kann gleichsam als Familienep­os und

Geschichts­buch gelesen werden. ( mel)

Politische Extreme des

20. Jahrhunder­ts am Beispiel einer Familie – ein entlarvend­er Roman.

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