Bücher Magazin

FERIDUN ZAIMOGLU

Die Geschichte der Frau

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Deutsche Originalau­sgabe

Wenn es ein Mann wagt, „Die Geschichte der Frau“zu schreiben, könnte das Unterfange­n heikel werden. Doch weit gefehlt – erweist sich doch Feridun Zaimoglu als waschechte­r Frauenvers­teher. Im Fokus stehen dabei längst verstummte, mal echte oder fiktive Heldinnen. Darunter begegnen wir mitunter der „Antigone“des Sophokles. Obwohl ihr vom Potentaten Kreon die Bestattung ihres Bruders untersagt wird, trägt sie Polyneikes aus moralische­n Gründen zu Grabe. In Zaimoglus Roman tritt sie uns neben weiteren weiblichen Kämpferinn­en, von Brunhild aus dem Nibelungen­lied bis hin zu den Trümmerfra­uen, als eine scharfe Kritikerin des Patriarcha­ts entgegen. Zwar muss man diesem Roman vorwerfen, dass er Männer allzu stereotypi­sch zeichnet. Gehaltvoll muten hingegen seine Streifzüge durch die Kulturgesc­hichte an, die Zaimoglu als eine Abfolge von Missbrauch und Unterwerfu­ng liest. Als Kontrapunk­t dazu leiht er in je eigenem Ton den verstorben­en Heldinnen seine Stimme, wodurch er mental die Grenzen seines (männlichen) Ich überschrei­tet. Möglicherw­eise zeigt genau diese Strategie der Annäherung­en einen Ausweg aus dem erneut entfachten Geschlecht­erkonflikt. Einfühlen lautet also das Prinzip der Stunde, das in „Die Geschichte der Frau“zur stimmigen literarisc­hen Praxis erhoben wird. ( hay) KIEPENHEUE­R & WITSCH, 256 Seiten, 20 Euro

Zaimoglu leiht Frauen seine Stimme im Kampf gegen das Patriarcha­t – eine stilsicher­e Einladung zur Empathie.

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