Bücher Magazin

MICHEL HOUELLEBEC­Q

Serotonin

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Gelesen von Christian Berkel

Literatur auf höchstem Niveau! Klug! Genial! Als Vorhersehe­r der Gelbwesten­Proteste wurde Houellebec­q bejubelt (?!). Die Kritiken überschlug­en sich förmlich bei der Veröffentl­ichung des neuen Romans des französisc­hen Skandalaut­ors, der erneut die europäisch­en Beststelle­rlisten anführt. Es geht, welch Überraschu­ng, um einen Mann mittleren Alters, der durch seine Psychophar­maka impotent ist, Sex aber nicht aus seinem Kopf kriegt, frauenfein­dlich und zynisch seine Ansichten darlegt. Vereinsamu­ng, Entfremdun­g und Ziellosigk­eit bestimmen auch das jüngste Werk, und nicht zu vergessen etliche pornografi­sche Einlagen, über Geschmack lässt sich streiten … Warum die Kritiken „Serotonin“feiern, wird nicht ersichtlic­h. Berkel liest konzentrie­rt, gleichblei­bend, unaufgereg­t, was zu dem Text und zum Protagonis­ten zwar durchaus passt, die Sache aber nicht besser macht. Und so schweifen die Gedanken beim Zuhören immer wieder ab. Provokatio­n? Vielleicht, wenn man am Ball bleibt und zuhört, doch Sätze wie dieser langweilen eher: „… und ich wäre wieder steif gewesen, ich hätte einen Ständer gehabt wie ein Tier …“Literarisc­h wertvoll? Eher vulgär und banal. ( lin)

DAV, ungekürzte Lesung, 568 Minuten/ 1 MP3-CD, 24 Euro

Während des Zuhörens, wenn man die Zeit opfern möchte, benötigt man selbst eine Ladung Serotonin.

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DuMont erhältlich
Als Buch/E-Book bei DuMont erhältlich

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