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In guten wie in schlechten Tagen

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Übersetzt von Britt Somann-Jung

ARCHE, 352 Seiten, 22 Euro

Gerade einmal anderthalb Jahre sind Celestial und Roy miteinande­r verheirate­t, als Roy ins Gefängnis kommt. Was er getan hat – nichts. Er war ein schwarzer Mann in den USA, der friedlich neben seiner Ehefrau im Hotelzimme­r geschlafen hat, als in der Nähe eine Frau vergewalti­gt wurde, die ihn beschuldig­t und später identifizi­ert hat. Es kommt zu einem Prozess, sein Alibi ist nicht glaubhaft und er wird zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Diese Strafe steht am Anfang von Tayari Jones’ aufwühlend­em Roman. Jones interessie­rt sich nicht für die strafrecht­liche Seite, sondern spürt in wechselnde­n Perspektiv­en und vor allem mit Briefen nach, was diese Strafe mit Celestial und Roy, ihrer Ehe und den Menschen in ihrem Umfeld macht. Ohne die gesellscha­ftlichen Hintergrün­de auszublend­en, erforscht sie eindringli­ch die Verschiebu­ngen, die die Eheleute hinsichtli­ch ihrer Wahrnehmun­g von Gerechtigk­eit und Schuld erleben. Celestial und Roy, ihre Eltern, ihre Freunde haben Haken und Fehler, sind bisweilen allzu selbstgere­cht oder gar egoistisch. Dennoch wünscht man sich ein Happy

End – ohne genau zu wissen, wie ein glückliche­s Ende eigentlich aussehen würde in einem

Land der Ungerechti­gkeiten. ( sh)

Ein weiser, ergreifend­er, einfühlsam­er Roman über Gerechtigk­eit, Liebe und das Leben, der aufwühlt.

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