Wörterwelten: Ursula Poznanski
Die österreichische Schriftstellerin Ursula Poznanski begann ihre Karriere mit Spannungstiteln für Jugendliche. Inzwischen sind auch ihre Thriller für Erwachsene Verkaufsschlager. Unter ihren Lieblings- und Lebensbüchern befindet sich kein einziger Thrill
1 JANE AUSTEN
Stolz und Vorurteil
Zu meinen All-Time-Favorites zählt auf jeden Fall „Stolz und Vorurteil“von Jane Austen. Das Buch ist 200 Jahre alt und hat nichts von seinem Charme und Witz verloren, ganz abgesehen davon, dass man auch noch erfährt, wie das Leben Anfang des 19. Jahrhunderts so ausgesehen hat. Die Charaktere und der Plot wurden oft kopiert, aber nie erreicht. Übersetzt von Helga Schulz dtv (2016), 464 Seiten, 9,90 Euro
2 RAINER MARIA RILKE
Gesammelte Werke
Da ich eine Schwäche für Lyrik habe, muss unbedingt Rainer Maria Rilke mit auf die Liste. Wie man Gedanken so präzise formulieren und gleichzeitig in Reimform bringen kann, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Der Einfachheit halber plädiere ich für die „Gesammelten Werke“, damit man auch nichts verpasst.
Reclam (2005), 1006 Seiten, 36,95 Euro
3 PETER HØEG
Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Die Erzählstimme der Protagonistin fasziniert mich jedes Mal wieder, wenn ich das Buch aufschlage; den Winter in Kopenhagen kann man beinahe körperlich spüren und dazu ist die Geschichte auch noch unglaublich spannend. Peter Høegs Sprache ist präzise, schnörkellos und trifft mitten ins Herz, manchmal auch in die Magengrube. Übersetzt von Monika Wesemann rororo (2004), 528 Seiten, 10,99 Euro
4 HELMUT KRAUSSER
Melodien
Nachdem ich in den 90ern „Melodien“von Helmut Krausser gelesen hatte, war ich überzeugt davon, den deutschsprachigen Umberto Eco entdeckt zu haben. Das Buch erzählt die Geschichte eines Alchimisten, der meint, die Stimme Gottes in Form von verschiedenen Melodien entdeckt zu haben, mit denen man die Menschen tatsächlich beeinflussen kann. Diese Melodien gehen im Lauf der Jahrhunderte verloren, werden wiederentdeckt, verfälscht, zu niedrigen Zwecken missbraucht. Ein Roman, den ich mindestens 20-mal verschenkt habe, und das will etwas heißen.
DuMont TB (2014), 862 Seiten, 16 Euro
5 MAREIKE FALLWICKL
Dunkelgrün fast schwarz
Neueren Datums ist das Debütwerk von Mareike Fallwickl, einer jungen österreichischen Autorin. „Dunkelgrün fast schwarz“war das Highlight meines vergangenen Lesejahres. Moritz ist Synästhetiker und „Dunkelgrün fast schwarz“ist die Farbe, in der er seinen Freund Raffael wahrnimmt, dem er zum ersten Mal begegnet, als sie beide vier Jahre alt sind. Schon in diesem Alter ist Raffael ein perfekter Manipulator und sein Schatten legt sich über alle Menschen, die ihm zu nahe kommen. Ein Buch, das sich wie ein Thriller liest, ohne wirklich einer zu sein.
FVA (2018), 480 Seiten, 24 Euro