KATJA KETTU
Die Unbezwingbare
So frei und wild Katja Kettus Sprache und Imaginationskraft sich in ihren Romanen entfesselt, so tragen sie doch immer im Kern wahre Geschichten, die Kettu zuvor wie eine Anthropologin recherchiert. Für ihren neuen Roman begab sie sich auf Spurensuche, um die Lebenswelten ihrer amerikanischen Verwandten im Ojibwe-Reservat in Minnesota zu erforschen. Und so ist die Geschichte von Lempi, Tochter von Rose Feathers und dem Finnen Ettu, ein fiktionaler Spiegel, der die Geschichte der europäischen Auswanderer und der indigenen Völker Amerikas reflektiert. Es ist der Fall eines verschwundenen Mädchens, der Lempi wieder zurück in das Reservat bringt. Die Fälle der vielen vermissten Frauen in ihrem Heimatreservat aufzuklären, das war Roses Mission, die sie zur Aktivistin in der Indianerbewegung machte, bis sie dann im Februar 1973 selbst verschwunden ist. Im Sommer 2018 ist es Lempi, die durch alte Briefe ihrer Mutter den Pfad der Erinnerung (Mikwendamowin-miikanens) zurückwandert und das Licht am Ende des Tunnels findet. Doch im Reservat findet sie nicht nur den Schlüssel zu ihrer Vergangenheit, sondern auch den zu ihrer Identität. Ihren Namen hat sie nie vergessen – und als Kleine Tatze (Agaasin Makawaasagim) begibt sie sich auf den Pfad der Hoffnung (Bagasendamowin-miikanens). (ts)
Kettus fesselnder Roman erforscht die Schnittstellen von finnischen Einwanderern und den Stämmen der First Nations.
ECCO, 336, 22 Euro Erstverkaufstag: 23. März