NIÑA WEIJERS
Ich. Sie. Die Frau
Mitten im Leben oder doch eher im Leben der anderen? In ihrem zweiten Roman stellt die niederländische Autorin Niña Weijers alles infrage und macht damit auch gleichzeitig alles möglich. Eine junge Schriftstellerin lebt mit ihrem Freund in einer ruhigen, liebevollen Beziehung und schreibt an ihrem zweiten Roman. Und sie schreibt ihr Leben: Eine Vielzahl von Lebensentwürfen und Erinnerungen wirbeln in diesem Buch durcheinander. Weijers wirft ihre Leserin mitten hinein in Szenen – wie das ICH als geschiedene Mutter während eines Dinners mit Freundinnen die Gespenster für ihren Sohn verjagt oder SIE ein Reisestipendium beantragt für die Insel X, auf der sie früher fast ihren Bruder ertränkt hätte. Oder DIE FRAU sich in eine andere Schriftstellerin verliebt und ungeahnte Orgasmen in salzigen Laken erlebt. Alles passiert im Jetzt, kein Konjunktiv. Doch dann liest das ICH sich selbst und geht auf die Metaebene oder wie ihre beste Freundin M. sagt: „Du denkst zu viel nach und tust zu wenig.“Doch was Niña Weijers denkt, ist höchst interessant und amüsant, sie zitiert und dekonstruiert, ohne sich selbst allzu ernst zu nehmen. Schreiben und Leben fallen in eins und werden zu einer lustvollen und schrägen Versuchsanordnung ohne stringente Logik, aber mit viel hintersinnigem Humor. (ts)
Weijers macht sich selbst zur unzuverlässigen Erzählerin: Warum nur ein Leben leben, wenn doch alles denkbar ist!
SUHRKAMP, 235 Seiten, 23 Euro