OTESSA MOSHFEGH
Der Tod in ihren Händen
Vesta, mit 72 Jahren verwitwet, ist nach dem Tod ihres Mannes in eine gottverlassene Gegend gezogen, wo sie mehrere Hektar Wald und eine einsam gelegene Hütte gekauft hat. Dort lebt sie mit ihrem Hund Charlie. Ihre Tage sind eine immer gleiche Abfolge von Mahlzeiten, Spaziergängen, Haushaltsdingen und Lektüren – bis sie eines Tages einen rätselhaften Zettel im Wald findet. Von der Leiche einer Frau namens Magda ist darauf die Rede, und dass nicht der Verfasser der Nachricht sie getötet habe. Vesta nimmt den Zettel mit nach Hause. Ab sofort hat ihr Dasein wieder einen Sinn: Zunehmend ist Vesta davon besessen, diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, und beginnt fiktive Biografien für Magda, den Verfasser des Zettels und andere eventuell Beteiligte zu niederzuschreiben. Und während sie ihren treuen Hund immer mehr vernachlässigt, mehren sich die zufälligen Begegnungen mit Menschen in der realen Welt, die seltsame Ähnlichkeit mit Personen aus ihrer Phantasiewelt aufweisen... Mit Vesta entwirft Moshfegh eine außergewöhnliche IchErzählerin, die sich erst nach und nach als unzuverlässig erweisen wird und die selbst das größte Rätsel von allen ist. Was zu Beginn noch mild verschroben erscheint, steigert sich im Laufe des Romans zu wahnhafter Psychose – mit fatalen Folgen. (kgr)
Raffiniert & doppelbödig: Dieser Roman zeigt, warum die Macht der Phantasie wahrlich zum Fürchten sein kann.
HANSER BERLIN, 256 Seiten, 22 Euro