CHRISTA VON BERNUTH
Tief in der Erde
Deutsche Originalausgabe
GOLDMANN, 384 Seiten, 16 Euro
Noch immer schmerzt der gewaltsame Tod der zehnjährigen Annika, die in der Kiste im Waldboden erstickte, in die ihre Entführer sie gesteckt hatten. Deshalb ist es umso seltsamer, dass ihr Bruder Martin in dem fast 30 Jahre später stattfindenden Prozess vor allem die Staatsanwaltschaft kritisch hinterfragt. Aber an diesem Fall ist vieles seltsam und bei der Lektüre von Christa von Bernuths Ausführungen, wie es sich damals, bei dem realen Fall, auf dem der Roman beruht, womöglich zugetragen haben könnte –1981 bei der Entführung der zehnjährigen Ursula Herrmann –, beginnt man zu verstehen, dass der Bruder nicht nur Hass auf die Täter, sondern auch Groll auf die Polizei hegt. Vor allem möchte er die Wahrheit ans Licht bringen und nicht einen Schuldigen anhand von Indizien verurteilt sehen. Und so liest sich der Roman, der auf mehreren Zeitebenen angesiedelt ist, nicht nur wie ein tragisches Drama über Grausamkeit, Inkompetenz und unglückliche Zufälle, sondern auch wie ein Justizthriller. Zudem gibt es eine persönliche Verbindung: Bernuth war damals Schülerin des Internats, das nur wenige Kilometer entfernt vom Schauplatz des Verbrechens liegt und in dem ebenfalls ermittelt wurde. (md)
Hochspannend und emotional: fiktionalisierte Erzählung der Entführung der zehnjährigen Ursula Herrmann.