RUTH WARE
Hinter diesen Türen
Übersetzt von Stefanie Ochel
Eine etwas eigenwillige Perspektive hat Ruth Ware hier gewählt: Eine junge Frau, Rowan, schreibt aus dem Untersuchungsgefängnis einem ihr unbekannten Anwalt, den sie überreden möchte, ihren Fall zu übernehmen. Aber damit er versteht, dass und warum sie unschuldig ist, muss sie weit ausholen. Sie ist nicht intellektuell, aber auch nicht dumm. Sie hat gelogen, aber anders, als alle denken. Die aufgeregte, verzweifelte Stimme der Erzählerin, die als Kindermädchen bei einer vermögenden Familie anfing und in ihrer Schilderung der Ereignisse von Hölzken auf Stöcksken kommt, entwickelt einen Sog, der geschickt im Fluss gehalten wird. Rowan entführt die Leser in eine klischeehafte Kulisse: ein hochmodernes Haus in der Einsamkeit des ländlichen Schottlands, das angeblich von Geistern heimgesucht wird, ein Giftgarten, durch den schon einmal ein Mädchen den Tod fand, Kinder, die sich als wahre Brut entpuppen und distanzierte Eltern. Es gibt Genre-Literatur, in der während des Lesens alle Kniffe offensichtlich sind und die dennoch packend ist, Popcorn-Kino zwischen Buchdeckeln. Dieses Buch ist so eines und auch wenn die Beteuerungen, Entschuldigungen und Rechtfertigungen der Protagonistin sich teils wiederholen, versteht man doch, warum Rowan sich vorkam wie in einem Horrorfilm. Zu Recht. (md)
Klischees und Cliffhanger – handwerklich gekonnt auf Effekt gebürstete und damit hochfunktionale Genreliteratur.
DTV, 368 Seiten, 15,90 Euro