BEATE KLARSFELD, *1929
Am 7. November 1968 schob sich eine junge Frau durch die Reihen der Journalisten auf dem CDU-Parteitag. Sie näherte sich Bundeskanzler Kiesinger und schlug ihm ins Gesicht. „Nazi!“rief sie. „Nazi!“Für diesen Moment wurde Beate Klarsfeld berühmt. Tatsächlich ging das Engagement der Journalistin und ihres Ehemanns noch viel weiter. Serge Klarsfeld war acht Jahre alt, als sein Vater in Auschwitz ermordet wurde. Seine Mutter, seine Schwester und er überlebten im Untergrund. Beates Eltern hatten die NSDAP gewählt. Beate und Serge Klarsfeld widmeten ihr Leben der Jagd auf Nazi-Verbrecher, die rechtskräftig verurteilt waren und sich ihrer Strafe entzogen hatten: Kurt Lischka, Ernst Ehlers, Alois Brunner und dank jahrelanger akribischer und riskanter Recherchen Klaus Barbie, den Schlächter von Lyon. Sylvain Dorange transportiert uns in einem quasi-dokumentarischen Stil und warmen Braun-, Beige- und Orangetönen in die Sechziger- und Siebzigerjahre, Rückblenden in die Nazizeit zeichnet er in Schwarzweiß. Die deutsche Vergangenheitsbewältigung gilt international als vorbildlich. Wir sollten uns öfter daran erinnern, wie lückenhaft und mühsam die Aufarbeitung des Nationalsozialismus war.