Aus der Redaktion
ein Arbeitstitel für den Schwerpunkt dieser Ausgabe war FrauenPower, doch letztlich klang uns das zu sehr nach den Achtzigern. Und auch, wenn die jungen weiblichen Verlagsgründungen, die wir in diesem Heft vorstellen, letztlich auf genau diesem Geist der letzten Feminismus-Welle aufbauen, haben wir uns gegen ein SprachEtikett entschieden und ein solidarisches Schleifchen gewählt, um all die starken Frauen in dieser Ausgabe zu kennzeichnen. Feminismus ist diesmal nicht das Thema, sondern der selbstverständliche Ausgangspunkt für eine vielfältige, diverse und nachhaltige weibliche Perspektive. Das Motto des jüngst gegründeten EccoVerlags, in dem ein Frauenteam nur weibliche Literatur verlegt, heißt „Was wir lesen wollen“(ab S. 44). Und das spricht uns aus dem Herzen, denn auch die BÜCHERmagazin-Redaktion besteht nur aus Frauen. Uns interessiert die weibliche Perspektive, weil wir uns in ihr wiederfinden und an ihr wachsen können. Studien wie #frauenzählen haben der Literatur-Rezeption ein denkbar schlechtes Zeugnis ausgestellt, was die Gendergerechtigkeit angeht. In unserem Magazin gilt das nicht. Natürlich ist unser allererster Anspruch, ganz unabhängig von Genderfragen, interessante Literatur auszuwählen, die neu und anders erzählt – doch sehr oft entscheiden wir uns dann für die Werke von Schriftstellerinnen, es gibt einfach noch so viele gute Bücher von Frauen (wieder) zu entdecken! Das sehen übrigens auch unsere freien männlichen Autoren so. In dieser Ausgabe liegt unser Schwerpunkt eindeutig auf weiblicher Autorenschaft und ganz besonders inspirierend ist das Gespräch mit Doris Dörrie, weil sie uns alle einlädt, die Welt in Worte zu fassen: „Durch die Kulturtechnik des Schreibens haben wir die Möglichkeit, unser eigenes Leben noch einmal ganz anders zu begreifen“(ab S. 40).
Herzlich
Tina Schraml