Blockaden und Verklebungen erfühlen
Geld für Studien. Im Übrigen gibt es sehr wohl auch gute Übersichtsstudien, die eine hohe Wirksamkeit belegen. Beispielsweise hat die Bundesärztekammer schon 2009 der Osteopathie im Bereich des Bewegungsapparats Wirksamkeit attestiert, nach einer Forsa-Umfrage kommen 70 Prozent der Patienten wegen akuter Schmerzen und vier von fünf Patienten waren mit unseren Behandlungen sehr zufrieden. Auf der Seite des Verbands der Osteopathen Deutschland e.V. finden Interessierte Verweise zur Studienlage.
Halten Sie Medikamente und Operationen für überflüssig?
Auf gar keinen Fall! Medikamente und Operationen können ein Segen für die Gesundheit sein. Wenn aber das Hüftgelenk gar nicht kaputt ist, muss es auch nicht ersetzt werden. Das passiert nach Ansicht der World Health Organization (WHO) in Deutschland leider zu oft.
In Deutschland sind anerkannte Osteopathen entweder Ärzte oder – wie Sie – Physiotherapeuten und Heilpraktiker. Unter Letzteren gibt es auch jene, die behaupten, Krebs einfach heilen zu können. Wie findet man einen seriösen, fähigen Osteopathen?
Schwarze Schafe gibt es in jedem Beruf. Nach den Vorgaben der WHO und der Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie muss eine osteopathische Ausbildung weit mehr als 1000 Stunden umfassen. So brauchen Osteopathen ein fünfjähriges Studium in Teil- oder Vollzeit. Leider ist der Begriff Osteopath aber nicht geschützt, prinzipiell darf sich jeder so nennen. Bevor Sie einen Termin ausmachen, sollten Sie sicher sein, dass die Osteopathin oder der Osteopath auch ausreichend ausgebildet ist. Fragen Sie gezielt nach der Qualifikation!
In den USA ist jede fünfte Ärztin Osteopathin beziehungsweise jeder fünfte Arzt Osteopath. Warum ist die Osteopathie dort so populär?
Sie wurde 1875 von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still begründet. Die Osteopathen waren oft die einzig verfügbaren Mediziner in den Weiten der Vereinigten Staaten und stellten die medizinische Versorgung
sicher. Dazu gehörten auch die Geburtshilfe und kleine Operationen. Insgesamt aber wurde der ganzheitliche manuelle Ansatz sehr erfolgreich. Nicht zuletzt, weil der berühmte Schriftsteller Mark Twain in einer Rede eine Lanze für die Osteopathie brach. Die Amerikaner haben verstanden, wie ausgesprochen hilfreich die Osteopathie ist. Denn mit unseren bildgebenden Verfahren wie Röntgen- oder KernspinAufnahmen kann man nicht alles sehen, was klemmt. Blockaden oder Verklebungen beispielsweise muss man fühlen.
Geht bei einer osteopathischen Behandlung auch einmal etwas kaputt?
Ist mir noch nie passiert. Aber bei nicht fachgerechter Behandlung gibt es auch in der Osteopathie ein Restrisiko. Genauso wie bei Injektionen oder Operationen in der Schulmedizin.
Können Sie sich denn auch selbst helfen?
Wenn ich Schmerzen habe, suche ich eine Haltung, in der ich sie nicht mehr spüre. Damit kann man den Körper unterstützen, gegen den Schmerz anzuwirken. Wenn das nicht dauerhaft von Erfolg gekrönt ist, gehe ich erst einmal zu einer guten Kollegin oder einem guten Kollegen, und wenn die oder der nicht helfen kann, lasse ich mich von einem Arzt untersuchen. Kann ja auch sein, dass etwas kaputt ist.
INTERVIEW: NATALY BLEUEL