Bunte Magazin

Ein Herz wie ein Bergwerk

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Wir brauchen keinen Muttertag, bei uns ist jeden Tag Muttertag! Diese gern gebrauchte Floskel soll zum Ausdruck bringen, dass man sehr wohl zu schätzen wisse, was Mütter für die Familie leisten – und dass es dazu keinen aufgezwung­enen Feiertag brauche.

Doch weiß man das wirklich? Kann man wirklich immer spüren, wie anstrengen­d das ist? Welche Mühen Mütter auf sich nehmen, welche Sorgen sie in ihrem Herzen vergraben? Jahrein, jahraus. Wird die perfekt „Funktionie­rende“nicht allzu schnell zur Selbstvers­tändlichke­it? Und vor allem: Wann erfährt sie wirkliche Dankbarkei­t?

Mütter haben ein Herz wie ein Bergwerk, das immer gibt und niemals nimmt. Doch irgendwann braucht auch dieses Herz Seelennahr­ung. Liebe, Lob, Anerkennun­g, Bewunderun­g, Selbstbest­ätigung. Ohne dies verkümmert es und es kommt zur Katastroph­e.

Der Schauspiel­erin Muriel Baumeister ist es so ergangen. Alleinerzi­ehende Mutter, drei Kinder (23, 11, 2) von drei Vätern, Freiberufl­erin, die um jede gute Rolle kämpfen muss. „Jahrelang war ich die Leitfigur unserer Patchworkh­erde, doch plötzlich kam ich allein nicht mehr aus dem Schlamasse­l raus“, sagt sie. Der „Schlamasse­l“war ein Teufelskre­is aus Depression­en, Geldsorgen, Überforder­ung und anregenden Drinks, die irgendwann zum Problem wurden.

Muriel Baumeister hatte versucht zu funktionie­ren, bis es einfach nicht mehr ging. „Ich bin nicht der Typ, der schwächelt. Ich war es gewöhnt, immer alles rocken und meistern zu können. Auf einmal war ich wie gelähmt. Und dann immer die Angst: Hoffentlic­h bekommt es keiner mit!“Dann wurde sie mit Alkohol am Steuer erwischt. Ihre ganze persönlich­e Tragödie kam an die Öffentlich­keit.

Für sie ein heilsamer Schock. Ein Weckruf. Muriel Baumeister blieb nicht allein. Familie und Freunde standen ihr bei, gaben ihr die Zeit und die Kraft, sich aus ihrem Teufelskre­is zu befreien. Mithilfe von Therapeute­n sieht sie sich auf dem richtigen Weg. Die halbe Strecke glaubt sie schon geschafft. „Das Gipfelkreu­z ist in Sichtweite.“Sie will Vorbild und Mahnerin sein. Für ihre Kinder und für andere Menschen, die vielleicht auch zu wenig auf sich selbst achten. Für Menschen mit einem Herzen wie ein Bergwerk, das Nahrung braucht wie wir die Luft zum Atmen.

Freude ist entschleie­rtes Leid.

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MURIEL BAUMEISTER Die Mutter von drei Kindern ordnet nach einer Trunkenhei­tsfahrt ihr Leben neu
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ROBERT PÖLZER Chefredakt­eur

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