In war, wer drin war in den Kunstsalons
Die eigentliche Kunst bestand darin, Schritt zu halten beim Gallery Weekend in Berlin. Drei Tage, 47 Galerien, mehr als 100 Künstler und über 1000 Sammler: Wer das ohne Jetlag überstehen wollte, heftete sich an die Fersen von Profis, die als eine Art Kompass im Kunstdschungel fungierten. Wie Jenny Falckenberg. Die Kunstagentin ist Tochter des berühmten Sammlers Harald Falckenberg. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Anne Jill Lüpertz, Galeristin und Tochter von Maler Markus Lüpertz, gehört sie zu jenem Teil der Society, der exklusiven Zugang hat zu den intimen Dinners und den rauschenden Partys in privaten Lofts. Erster Stopp in der David Chipperfield-Kantine: Die Galerie Sprüth Magers lud zu Kalbfleisch, Weißwein und Small Talk. An der Tafel gesichtet: Sammlerin Julia Stoschek und Ausnahmesportler Thomas Hitzlsperger. Danach zog’s die Kunstkarawane weiter in den Techno-Tempel „Berghain“, wo Norbert Bisky seine Werke zeigte. Die meisten blieben, bis sich das ehemalige Heizkraftwerk mit der üblichen Feiermeute mischte, und tanzten bis zum Sonnenaufgang. Nur so waren die übergroßen Sonnenbrillen zu erklären, die die Ladys tags drauf in den privaten Salons trugen. Kunstinitiatorin Bettina Böhm (Outset) lud einen internationalen Gästemix zum Brunch in ihre Charlottenburger Wohnung, der sich wenig später wiedertraf, gleich um die Ecke, zum Mittagessen bei Thomas Jochheim. Der Sammler hatte auch Künstlerin Susanne Rottenbacher dabei und empfahl seinen übrigen Gästen: „Die sollte man jetzt unbedingt sammeln.“Die Mäzene Ekkehard und Sigrid Streletzki ließen sich dagegen in der Galerie König inspirieren und kauften das überlebensgroße Werk von Anselm Reyle. Kunstfreunde müssen aber nicht traurig sein. Sie können das Mobile bald wieder bewundern – im Streletzki-eigenen Hotel „Estrel“. Vor verschlossenen Türen standen dagegen einige Gäste von Jonas Burgert. Der Maler hatte wohl die Kapazitäten seiner Wohnung überschätzt und musste nach über 600 Personen resigniert aufgeben. Manchmal ist selbst beim Gallery Weekend die Party vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hat.