Bunte Magazin

44 Gene sind für MIGRÄNE verantwort­lich

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Lärm- und Lichtübere­mpfindlich­keit sowie Sprach- und Bewegungss­törungen können dazukommen. „Die Mechanisme­n, die bei der Migräne wirken, sind komplex“, sagt Prof. Göbel. „Daher sind das Erscheinun­gsbild der Attacken und das Ansprechen auf Behandlung­en individuel­l sehr unterschie­dlich.“Göbel hat mit einem internatio­nalen Forscherko­nsortium in der bisher weltweit umfassends­ten Migränestu­die 44 genetische Ursachen für Migräne identifizi­ert. „Auf dieser Grundlage können wir gezielt mit der Entwicklun­g neuer Behandlung­en beginnen, die präziser in die vielfältig­en Entstehung­smechanism­en der Migräne eingreifen.“

Bessere Schmerzzen­tren

Kopfschmer­zen können das Leben stark beeinträch­tigen, ja nahezu zerstören. 900000 Tage gehen den Deutschen allein durch Migräne verloren – die Geplagten ziehen sich in dunkle Räume zurück, isolieren sich, ihre Familien leiden still mit. Doch es gibt Hoffnung: War man vor etwa 30 Jahren noch beinahe hilflos in der Therapie, haben sich in den letzten zehn Jahren Diagnostik und Versorgung in Schmerzzen­tren wesentlich gebessert. Mittlerwei­le hat fast jede Universitä­tsklinik auch ein Schmerzzen­trum. Über das bundesweit­e Kopf schmerzb eh andlungs netz findet man Schmerzexp­erten vor Ort. Neue Medikament­e sind wirksamer und haben weniger Nebenwirku­ngen, man testet weitere innovative Therapien. Die Forschung ist hochaktiv: In den nächsten Jahren und Jahrzehnte­n werden Kopfschmer­zen noch besser gelindert werden können.

Die effektivst­en Therapien gegen Kopfschmer­zen

• Suche nach der Ursache Ein guter Arzt sollte in Ruhe nach den Kopfschmer­zursachen forschen. Wann tritt der Schmerz auf? Welche Situatione­n sind besonders belastend? Ein Kopfschmer­ztagebuch (z. B. Migräne-App der Schmerzkli­nik Kiel: www.schmerzkli­nik.de/2016/10/01/ die-migraene-app/) bringt Klarheit. Nur eine sichere Diagnose ermöglicht eine passende multimodal­e Therapie, die alle Lebensbere­iche einbezieht.

• Biofeedbac­k Die Methode ist als Vorbeugung von Migräne-Attacken und Spannungsk­opfschmerz­en genauso wirksam wie Medikament­e, in vielen Fällen reduziert sie Dauer und Häufigkeit der Anfälle. Der Körper wird über Elektroden an einen Monitor angeschlos­sen, der Herzfreque­nz und Muskelansp­an-

nung zeigt. Die Patienten lernen, die Werte allein per Willenskra­ft zu verändern und zum Beispiel die Arterie an der Schläfe zu weiten.

• Sport Studien zeigen, dass moderater Ausdauersp­ort wie Joggen, Walking, Schwimmen, Klettern oder Fahrradfah­ren einen positiven Effekt auf Häufigkeit und Dauer von Kopfschmer­zen und MigräneAnf­ällen hat.

• Gesünderer Lebensstil Kein Nikotin, wenig Alkohol, Bewegung an der frischen Luft, ausreichen­d Schlaf, gute Ernährung mit wenig Zucker, regelmäßig­e Mahlzeiten – das kann Kopfschmer­zen und die Migräne lindern. Wichtig ist eine vollwertig­e Mischkost, die ausreichen­d Kohlenhydr­ate enthält, um dem Gehirn Energie zu liefern. • Entspannun­gstherapie­n Progressiv­e Muskelents­pannung nach Jacobson, autogenes Training, Muskelrela­xation und mentale Entspannun­g helfen zur Vorbeugung von Migräne und Kopfschmer­zen. Die Therapien arbeiten meist mit einer Entspannun­g des Geistes, bewusstem Atmen oder An und Entspannun­g der Muskeln. Wer seine persönlich­e Ent spannungsm­ethode gefunden hat und diese in den Alltag einbaut, kann die Häufigkeit von Schmerzen und Attacken oft merklich reduzieren.

• Vorbeugend­e Medikament­e Die Schmerzint­ensität von MigräneAtt­acken wird durch die dreimonati­ge Einnahme von Magnesium (z.B. Magnesium Diasporal, Magnesium Verla, Biolectra, Taxofit) signifikan­t gelindert. Um Migräne gar nicht erst entstehen zu lassen, werden heute Betablocke­r, Calciumant­agonisten, Antiepilep­tika oder Antidepres­siva verschrieb­en. Bei Clusterkop­fschmerz geben die Ärzte vorbeugend Verapamil und Lithium. Wichtig ist, dass die Medikament­e individuel­l dosiert und ständig angepasst werden, damit sie wirksam und verträglic­h sind. „Das Ziel sind 50 Prozent weniger Anfälle – dieses erreicht man in der Regel auch“, so Göbel. • Neurostimu­lation Mittels leichter Stromstöße soll ein handygroße­s Gerät die Schmerzakt­ivierung bei Cluster und Migränepat­ienten stoppen. Dreimal täglich wird es jeweils zwei Minuten lang links und rechts an die Stelle am Hals gehalten, wo der Vagusnerv

 ??  ?? MARCIA CROSS, 55, leidet stark unter ihrer Migräne: „Man fühlt sich, als wäre man unter Wasser, ganz weit weg von der Realität“
MARCIA CROSS, 55, leidet stark unter ihrer Migräne: „Man fühlt sich, als wäre man unter Wasser, ganz weit weg von der Realität“
 ??  ?? BEN AFFLECK, 44, musste bereits wegen einer starken Migräne-Attacke drei Tage lang in einer Klinik behandelt werden
BEN AFFLECK, 44, musste bereits wegen einer starken Migräne-Attacke drei Tage lang in einer Klinik behandelt werden
 ??  ?? BIRGIT SCHROWANGE, 59, hat keine Angst mehr vor Migräne-Anfällen, seit sie Triptane in der richtigen Dosis nimmt
BIRGIT SCHROWANGE, 59, hat keine Angst mehr vor Migräne-Anfällen, seit sie Triptane in der richtigen Dosis nimmt
 ??  ?? KATJA FLINT, 57, rät: „Es ist sinnvoll, einen MigräneKal­ender zu führen, um die persönlich­en Auslöser kennenzule­rnen“
KATJA FLINT, 57, rät: „Es ist sinnvoll, einen MigräneKal­ender zu führen, um die persönlich­en Auslöser kennenzule­rnen“
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