HANS-WERNER MEYER
ÜBER DIE SCHWERE SITUATION DER SCHAUSPIELER
G enau 1600 Euro muss Muriel Baumeister, 45, als Strafe für ihre Promillefahrt zahlen – 40 Tagessätze à 40 Euro. Umgerechnet heißt das: Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten geht von einem Einkommen von nur 1200 Euro pro Monat aus. Dabei galt Muriel Baumeister lange als eine der meistbeschäftigten TV-Stars. Tatsächlich kann nur ein Bruchteil der Schauspieler sorgenfrei leben. Schauspieler HansWerner Meyer, 53, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Schauspiel Bühne, Film, Fernsehen, Sprache (BFFS), sagt: „20 Drehtage im Jahr – davon müssen viele Schau- spieler in Deutschland leben. Und noch mehr wären froh, wenn sie wenigstens 20 hätten.“Arbeitslosengeld bekommen aber nur diejenigen, die in zwei Jahren an 180 Tagen beschäftigt waren. „Das
schafft kaum jemand“, so Meyer weiter. Vor einigen Jahren hat der BFFS eine Studie erstellt und Schauspieler zu ihrem Einkommen befragt. Hans-Werner Meyer erklärt: „Knapp über vier Prozent der Schauspieler verdienen über 100000 Euro. Rund 70 Prozent dagegen gerade mal unter 30 000 Euro, 60 Prozent sogar weniger als 20 000 Euro im Jahr. Bei Studentenfilmen arbeiten Schauspieler mitunter für den Mindestlohn von 8,50 die Stunde.“Kaum ein Schauspieler bekomme noch „seine nominelle Tagesgage“, sagt er. „Der Markt fragmentiert sich gerade gewaltig, mit verbindlichen Vergütungsregeln stehen wir noch am Anfang und wo das endet, ist noch nicht abzusehen.“S. Göttmann