Kopfschmerzen:
Neue Therapien gegen das quälende Hämmern im Kopf
Es pocht, puckert, drückt, hämmert, pulsiert, brennt wie Feuer. Zwei von drei Deutschen leiden zeitweilig unter Kopfschmerzen, 7,6 Millionen waren deshalb schon beim Arzt. Unglaubliche 367 Arten von Kopfschmerzen unterscheiden die Mediziner. „Ihre Ursachen, die Schmerzen und Therapien sind vollkommen unterschiedlich“, sagt Schmerzspezialist Prof. Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt an der Schmerzklinik Kiel. „Doch letztendlich zählt für die Patienten nur eines: dass das Hämmern im Kopf endlich aufhört – oder zumindest nicht so häufig wiederkehrt.“
Die vier häufigsten Kopfschmerzarten
Spannungskopfschmerzen Diesen Schmerz meinen die meisten, wenn sie über Kopfweh klagen. Er drückt leicht bis mittelschwer auf beide Schläfen, manchmal hat man das Gefühl, einen zu engen Hut aufzuhaben. Gründe sind vor allem seelische Anspannung, Stress, einseitige Sitzhaltungen, die Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich verursachen. Auch immer mehr junge Menschen trifft es: Allein im Zeitraum von 2005 bis 2015 ist der Anteil der 18- bis 27-Jährigen mit Kopfschmerzdiagnosen um 42 Prozent gestiegen. „Bei den Patienten ist das Sinnessystem für die Schmerzwahrnehmung verstellt, die Schmerzempfindlichkeit ist zu hoch reguliert“, sagt der Kieler Schmerzspezialist Prof. Göbel. „Die Patienten verspüren mehr Schmerzen als andere Menschen, Schmerzabwehrreflexe führen sekundär zu erhöhter Muskelspannung.“Und: Die Spannungskopfschmerzen härten nicht ab, sondern der Kopf wird immer empfindlicher, je länger die Schmerzen bestehen.
• Medikamentenübergebrauch-Kopfschmerz Wer zu oft Schmerzmittel schluckt, bekommt häufiger Kopfschmerzen. Paradox? Leider wahr. Nimmt man an zehn Tagen im Monat Tabletten ein, wird es gefährlich. „Geschieht das regelmäßig über einen längeren Zeitraum“, sagt Hartmut Göbel, „besteht die Gefahr, dass die Kopfschmerzen durch den Arzneimittelübergebrauch häufiger und verstärkt werden. Im schlimmsten Fall entstehen chronische Dauerkopfschmerzen.“Dann hilft nur eins: kalter Entzug! Die Schmerzmittel sollten unter ärztlicher Betreuung für acht Wochen vollkommen abgesetzt werden. Das klingt hart, doch eines Morgens wacht man auf und die Kopfschmerzen sind plötzlich weg.
• Cluster-Kopfschmerzen Dieser starke, unerträgliche Kopfschmerz trifft meist eine Augenhöhle. Das Auge ist gerötet, tränt, schwillt an. Oft läuft die Nase, das Augenlid hängt. Da die Attacken bis zu achtmal pro Tag auftreten, spricht man von Cluster (engl. für Haufen). Ursache sind Veränderungen des Hirnstoffwechsels, meist ist der Hypothalamus überaktiv. Alkohol kann die Attacken auslösen, sie kommen aber auch ohne Anlass.
• Migräne Die schlimmste Form der Kopfschmerzen trifft vor allem Menschen im vierten Lebensjahrzehnt – etwa 13 Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer. Auch immer mehr Kinder leiden unter der neurologischen Erkrankung. Bis zu 15-mal im Monat, drei Tage lang. Häufiger Auslöser ist Stress. Die Ursache ist jedoch, dass Migränepatienten ein besonders aktives und flinkes Gehirn haben: Es verarbeitet Reize schnell und leitet prompt Reaktionen darauf ein. Dadurch steht das Nervensystem ständig unter Hochspannung. Die Energieversorgung ist überbeansprucht, Botenstoffe werden ungehindert freigesetzt, eine Entzündungsreaktion setzt ein, hämmernde Schmerzen entstehen. Häufig sehen die Betroffenen sogar Lichtblitze, gezackte Linien, blinde Flecken – die gefürchtete Aura. Schwere Übelkeit, Erbrechen,
MIGRÄNE IST DIE TEUERSTE NEUROLOGISCHE ERKRANKUNG