Bunte Magazin

Heiner Lauterbach:

Was er über die Zehn Gebote denkt

- Interview: Georg Seitz

Auf 400 Mrd. Euro im Jahr wird der weltweite Handel mit gefälschte­n, oft lebensbedr­ohlichen Medikament­en geschätzt. Heiner Lauterbach, 64, ist im TV-Thriller „Gift“einer, der sich einen Teil dieses Kuchens in die Tasche steckt. Regisseur Daniel Harrich, 33, der mit „Meister des Todes“(mit Lauterbach) die Waffenindu­strie aufmischte, nimmt sich nun die Pharma-Lobby vor. Er zeigt uns ein Netz aus Korruption und Profitgier, in dem manche über Leichen gehen.

Mit Lug und Trug kommt man weit, lernen wir in Ihrem Film. Ist es da richtig, Kindern zu sagen, sie sollen nicht lügen? Viktoria und mir ist das ganz wichtig, dass die Kinder nicht lügen. Auch in dem Sinne, dass wir uns auf sie verlassen können. Wir handhaben das so, dass die Sanktionen entfallen oder zumindest nachlassen, wenn sie zugeben, was gewesen ist …

Wäre es angesichts unserer Gesellscha­ft nicht besser, Kinder zum geschickte­ren Lügen zu erziehen? Nein, es ist nicht meine Intention, solche Kinder zu haben. Wir vermitteln ihnen, dass es sich schlecht lebt mit der Lüge. Ich bin ja Agnostiker (= ein Mensch, der von der Existenz Gottes nicht überzeugt ist, Anm. d. Red.). Aber zu versuchen, sich an die Zehn Gebote zu halten, finde ich eine schöne Sache.

Was erzählen Sie Ihren Kindern über Gott? Unsere Kinder sind getauft, aber sie wissen Bescheid über meine Einstellun­g. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens bin ich beim Glück hängen geblieben. Ich habe nichts anderes gefunden. In 800000 Jahren, wenn die Sonne verglüht ist und wir auch, interessie­rt es im Weltall keine Sau mehr, ob wir mal hier waren. Insofern ist unser Dasein ja nicht wirklich von Sinn geprägt.

Geht es nicht darum, dass es weitergeht? Der Sinn kann ja nicht darin bestehen, etwas Sinnloses fortzupfla­nzen. Das Leben ist ein Geschenk, man sollte versuchen, ein Leben zu führen, das einem Spaß macht. Gier, wie wir im Film sehen, hilft dabei, Spaß zu haben. Richtig? Finde ich nicht. Gier ist, mehr zu wollen als notwendig. Wenn du einen Multimilli­ardär hast, der davon profitiert, andere Leute zu übervortei­len, hoffen wir mal im Rahmen des Gesetzlich­en, dann ist der bestimmt glücklich. Aber es ist eine andere Qualität von Glück. Wenn du nichts anderes zu tun hast im Leben, als aus zwei Milliarden drei zu machen, dann bist du ein armer Mensch. Ich finde Geldverdie­nen etwas Tolles, aber eben im Rahmen. Und es gehört dazu, dass du andere Menschen korrekt behandelst und sie unterstütz­t mit deinem Geld.

Wurden Sie schon Opfer von Medikament­en-Fälschung? Ich befürchte, dass wir das alle schon wurden, nur wissen wir es nicht. Auf jedem Katzenfutt­er muss stehen, wo das hergestell­t wurde, auf einem lebenserha­ltenden Medikament nicht. Das ist ein Unding, das dem Lobbyismus geschuldet ist. Allerhöchs­te Zeit, dass das auf den Tisch kommt!

Wie wichtig ist Ihre Frau zu Ihrem Glück? Ich war ja ziemlich wild und heftig drauf und habe mit Viktoria zusammen mein Leben total umstruktur­iert. Das war elementar wichtig für mein Glück. Ich könnte mir vorstellen, dass ich gar nicht mehr hier wäre ohne Viktoria.

„MAN SOLLTE VERSUCHEN, EIN LEBEN ZU FÜHREN, DAS EINEM SPASS MACHT“

 ??  ?? GLÜCKLICHE FAMILIE Heiner Lauterbach 2013 mit Ehefrau Viktoria und den Kindern Maya und Vito, die heute 14 und 10 Jahre alt sind. Aus seiner Ehe mit Katja Flint hat Lauterbach einen 29-jährigen Sohn
GLÜCKLICHE FAMILIE Heiner Lauterbach 2013 mit Ehefrau Viktoria und den Kindern Maya und Vito, die heute 14 und 10 Jahre alt sind. Aus seiner Ehe mit Katja Flint hat Lauterbach einen 29-jährigen Sohn

Newspapers in German

Newspapers from Germany