Als Mutter bekam sie weniger Jobs
NINA PETRI richtete jahrelang ihr Leben nach ihren Zwillingen aus. Das war nicht immer leicht für sie
Sie ist eine unserer besten Schauspielerinnen, ausgezeichnet mit zwei Deutschen Filmpreisen – und doch konnte Nina Petri, 53, jahrelang kaum von ihrem Beruf leben. Die Filmbranche sei knallhart, sagt sie beim BUNTEInterview, vor allem zu alleinerziehenden Müttern. Ihre Töchter Moema Claire und Papoula Sofie sind inzwischen 22, studieren und natürlich ist ihre Mutter stolz auf sie. Doch Nina Petri ist sicher, dass ihre Karriere eingebrochen ist, weil sie die Mädchen nach der Scheidung allein großziehen musste.
Sie sind doch immer noch sehr präsent, oder nicht? Na ja, letzte Woche hatte ich meinen vierten Drehtag in diesem Jahr, eine rothaarige Hexe in einem TV-Krimi. Ohne Kinder wäre ich jetzt an einer anderen Stelle auf der Karriereleiter, aber als Mutter bekam ich plötzlich kaum noch Jobs oder habe selbst wegen der Kinder Projekte abgesagt. Man ist halt da nicht mehr so flexibel – auch wenn meine Mutter mich immer unterstützt hat.
Bereuen Sie es, Mutter geworden zu sein? Um Himmels willen, natürlich nicht. Ich bin keine Frau, für die der Beruf der einzige Lebensinhalt ist. Ich wollte immer auch eine gute Mutter sein und habe halt deswegen Abstriche in meinem Beruf gemacht. Ich habe Prioritäten gesetzt. Ich bin pünktlich gegangen, weil die Kinder aufs Abendessen gewartet haben, ich wollte nicht wochenlang weg sein, habe Filme abgesagt, und dann wird man kompliziert für die Redakteure oder Caster, die die Rollen besetzen. Das geht ganz schnell. Als Schauspielerin wird von einem Leidenschaft und Selbstaufopferung erwartet und diesem Bild wurde ich nicht mehr gerecht, und auch nicht, was den Glamourfaktor betrifft.
Wie meinen Sie das denn jetzt? Na, als Mutter habe ich oft praktisch gedacht und mich auch so angezogen. Man hat konkrete Probleme zu bewältigen, da bleibt keine Zeit, sich ständig um seinen Look zu kümmern, und außerdem wäre ich mir da auch affig vorgekommen. Das bin ich nicht.
Haben Sie Arbeitslosengeld bezogen? Nein. Noch nie in meinem Leben. Ich spreche ja Hörbücher, mache Musik, spiele Theater, schreibe. Es ging immer irgendwie weiter. Dieses Jahr wollte ich zum ersten Mal Unterstützung beantragen, aber mir fehlten fünf Arbeitstage. Ging also nicht.
Kinder sind doch aber auch eine Bereicherung. Oder empfinden Sie das nicht so? Natürlich. Die Familie erdet einen, man bekommt eine ganz andere emotionale Tiefe. Ich habe zu meinen Töchtern eine ganz wunderbare Beziehung, wir haben immer offen über alles geredet. Aber ich musste mir schon anhören, dass es auch für sie manchmal nicht so einfach war. Ihnen hat geholfen, dass sie als Zwillinge immer zusammengehalten haben. Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, dass die beiden nicht auf den Märchenprinzen warten, der ihnen ein Luxusleben beschert. Sie ziehen alles selbst durch. Meine Mädels sind toll, eine hat gerade ihren Bachelor in Psychologie in Schottland gemacht, die andere studiert Russisch und Chinesisch.
Haben die beiden keine künstlerischen Ambitionen? Nein, sie haben ja gesehen, wie anstrengend unser Leben oft war, und fanden es zudem überhaupt nicht toll, dass ihre Mutter prominent ist. Sie fanden das eher lästig und es hat sie abgeschreckt. TV-TIPP ELTERN UND ANDERE WAHRHEITEN mit Silke Bodenbender (l.) und Nina Petri. 2. 6. um 20.15 Uhr im Ersten
MIT DEN TÖCHTERN WAR ICH PLÖTZLICH NICHT MEHR SO FLEXIBEL WIE FRÜHER