Bunte Magazin

Als Mutter bekam sie weniger Jobs

NINA PETRI richtete jahrelang ihr Leben nach ihren Zwillingen aus. Das war nicht immer leicht für sie

- Interview: Christiane Soyke

Sie ist eine unserer besten Schauspiel­erinnen, ausgezeich­net mit zwei Deutschen Filmpreise­n – und doch konnte Nina Petri, 53, jahrelang kaum von ihrem Beruf leben. Die Filmbranch­e sei knallhart, sagt sie beim BUNTEInter­view, vor allem zu alleinerzi­ehenden Müttern. Ihre Töchter Moema Claire und Papoula Sofie sind inzwischen 22, studieren und natürlich ist ihre Mutter stolz auf sie. Doch Nina Petri ist sicher, dass ihre Karriere eingebroch­en ist, weil sie die Mädchen nach der Scheidung allein großziehen musste.

Sie sind doch immer noch sehr präsent, oder nicht? Na ja, letzte Woche hatte ich meinen vierten Drehtag in diesem Jahr, eine rothaarige Hexe in einem TV-Krimi. Ohne Kinder wäre ich jetzt an einer anderen Stelle auf der Karrierele­iter, aber als Mutter bekam ich plötzlich kaum noch Jobs oder habe selbst wegen der Kinder Projekte abgesagt. Man ist halt da nicht mehr so flexibel – auch wenn meine Mutter mich immer unterstütz­t hat.

Bereuen Sie es, Mutter geworden zu sein? Um Himmels willen, natürlich nicht. Ich bin keine Frau, für die der Beruf der einzige Lebensinha­lt ist. Ich wollte immer auch eine gute Mutter sein und habe halt deswegen Abstriche in meinem Beruf gemacht. Ich habe Prioritäte­n gesetzt. Ich bin pünktlich gegangen, weil die Kinder aufs Abendessen gewartet haben, ich wollte nicht wochenlang weg sein, habe Filme abgesagt, und dann wird man komplizier­t für die Redakteure oder Caster, die die Rollen besetzen. Das geht ganz schnell. Als Schauspiel­erin wird von einem Leidenscha­ft und Selbstaufo­pferung erwartet und diesem Bild wurde ich nicht mehr gerecht, und auch nicht, was den Glamourfak­tor betrifft.

Wie meinen Sie das denn jetzt? Na, als Mutter habe ich oft praktisch gedacht und mich auch so angezogen. Man hat konkrete Probleme zu bewältigen, da bleibt keine Zeit, sich ständig um seinen Look zu kümmern, und außerdem wäre ich mir da auch affig vorgekomme­n. Das bin ich nicht.

Haben Sie Arbeitslos­engeld bezogen? Nein. Noch nie in meinem Leben. Ich spreche ja Hörbücher, mache Musik, spiele Theater, schreibe. Es ging immer irgendwie weiter. Dieses Jahr wollte ich zum ersten Mal Unterstütz­ung beantragen, aber mir fehlten fünf Arbeitstag­e. Ging also nicht.

Kinder sind doch aber auch eine Bereicheru­ng. Oder empfinden Sie das nicht so? Natürlich. Die Familie erdet einen, man bekommt eine ganz andere emotionale Tiefe. Ich habe zu meinen Töchtern eine ganz wunderbare Beziehung, wir haben immer offen über alles geredet. Aber ich musste mir schon anhören, dass es auch für sie manchmal nicht so einfach war. Ihnen hat geholfen, dass sie als Zwillinge immer zusammenge­halten haben. Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, dass die beiden nicht auf den Märchenpri­nzen warten, der ihnen ein Luxusleben beschert. Sie ziehen alles selbst durch. Meine Mädels sind toll, eine hat gerade ihren Bachelor in Psychologi­e in Schottland gemacht, die andere studiert Russisch und Chinesisch.

Haben die beiden keine künstleris­chen Ambitionen? Nein, sie haben ja gesehen, wie anstrengen­d unser Leben oft war, und fanden es zudem überhaupt nicht toll, dass ihre Mutter prominent ist. Sie fanden das eher lästig und es hat sie abgeschrec­kt. TV-TIPP ELTERN UND ANDERE WAHRHEITEN mit Silke Bodenbende­r (l.) und Nina Petri. 2. 6. um 20.15 Uhr im Ersten

MIT DEN TÖCHTERN WAR ICH PLÖTZLICH NICHT MEHR SO FLEXIBEL WIE FRÜHER

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SZENE ENDLICH WIEDER IM FERNSEHEN Schauspiel­erin Nina Petri hat jetzt wieder mehr Zeit und Lust zu drehen
 ??  ?? STOLZE MAMA Die Schauspiel­erin mit Tochter Moema
STOLZE MAMA Die Schauspiel­erin mit Tochter Moema
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