Christine Kaufmann (†):
Nicht einmal ihrer Tochter Allegra sagte sie, wie krank sie war
Vor zwei Monaten starb Schauspielerin Christine Kaufmann (†72) an den Folgen einer unbehandelten Leukämie in Verbindung mit einer Sepsis. Noch immer sind viele Dinge aus ihrem Nachlass nicht geregelt und Tochter Allegra Curtis, 50, die sich immer auf ihre Mutter verlassen konnte, wenn es emotional oder finanziell eng wurde, wirkt sichtlich angeschlagen, als BUNTE sie zum Interview in München trifft.
Wie gehen Sie mit dem Tod Ihrer Mutter um? Das ist alles für mich noch komplett irreal. Ich komme nach Hause und sage automatisch „Hallo Mama“. Oder ich möchte sie anrufen, das passiert mir ständig. Der größte Schmerz ist die Gewissheit, dass ich nie mehr mit ihr reden kann. Auch wenn meine Mutter und ich eine schwierige Beziehung hatten – der Dialog riss nie ab.
Sie kamen Ende März sozusagen in letzter Minute nach Hause. Ihre Mutter wurde in der Wohnung bereits vom Notarzt behandelt. Ja, ich war bei einem Vorgespräch für eine TV-Sendung, an der ich zusammen mit meiner Mutter hätte teilnehmen sollen. Es ging ihr an dem Tag schon nicht gut, deswegen war ich allein dort. Sie wollte nicht ins Krankenhaus. Um zwei Uhr morgens wurde sie ins künstliche Koma versetzt – und ist nie mehr aufgewacht.
Sie waren im Juni 2016 wieder zu ihr nach München gezogen und haben mit ihr und Raphael in einer Dreizimmerwohnung gelebt. Gab es keine Anzeichen für die schlimme Krankheit? Doch, natürlich habe ich ihre ständige Müdigkeit und die blauen Flecken auf ihren Armen bemerkt und sie darauf angesprochen, aber meine Mutter war sehr eigensinnig. Sie hat jegliche Bedenken einfach weggewischt und nur gesagt: „Ja, ich habe ein Problem mit meinem Blut, aber schau: Auf dieser Seite ist das schon viel besser. Ich kriege das in den Griff.“Ein einziges Mal fiel der Begriff Leukämie, als sie mir erzählte, dass ihre Großmutter an der Krankheit litt.
Haben Sie ihr spätestens da nicht geraten, zum Arzt zu gehen? Natürlich, aber sie hat auf einen Homöopathen vertraut und auf Blutwäschen. Nach ihrem Tod habe ich ihre Papiere durchgesehen – er hatte die Leukämie trotz Blutuntersuchungen nicht diagnostiziert. Trotzdem schickt er mir gerade Mahnungen wegen der offenen Rechnungen meiner Mutter. Ich finde das eine Frechheit.
Christine Kaufmann war nie bei einem Internisten? Doch, aber sie wollte nicht, dass ich sie begleite, und ich habe mich nicht getraut, darauf zu bestehen. Sie war eine starke Persönlichkeit, ich kam gegen sie nicht an. Jetzt habe ich in den Papieren entdeckt, dass es eine andere Ärztin war, die Leukämie festgestellt hatte.
Und das hat Ihre Mutter niemandem anvertraut? Doch, ihrem Exmann Klaus Zey. Er hat mir immer wieder gesagt: „Deine Mutter ist krank.“Aber leider habe ich ihm nicht geglaubt. Das bereue ich sehr. Eine Chemotherapie hätte sie vielleicht gerettet. Aber Mama hat Chemo immer abgelehnt. Als uns die Ärzte in der Klinik sagten, dass sie es nicht schaffen wird, habe ich mir mit meiner Schwester Alexandra die Palliativstation im Klinikum angesehen und fand das schrecklich. Warum kann man für sterbende Menschen nicht eine spirituelle, schöne Umgehung schaffen? Ein Problem war auch, dass Mama keine Patientenverfügung hatte. Wir hatten keine Ahnung, was wir tun sollten, und das hat uns als Familie total überfordert. Nach zwei Wochen an den Maschinen starb Mama an Organversagen. Vielleicht war das besser für sie, als wenn sie noch Monate in diesem Zustand dahingedämmert wäre.
Wer hat Ihnen in dieser schweren Zeit am meisten beigestanden? Mein Sohn, ganz klar. Ich habe wahnsinnig viel mit ihm geredet. Er hat seine Oma über alles geliebt und viel mit mir geweint. Und natürlich war auch mein Verlobter Ruben Rosic an meiner Seite, aber am Anfang hatte ich mich etwas zurückgezogen. Ich brauchte Ruhe, um mit diesem Schicksalsschlag fertig zu werden.
Wo ist Ihre Mutter inzwischen beigesetzt? Mama hatte ja leider kein Testament und deswegen musste die Familie das entscheiden. Am Ende wurde beschlossen, dass sie in das Familiengrab meiner Großmutter nach Frankreich kommt, die Urne ist schon da. Ich hätte sie lieber hier in München beerdigt, aber meine Schwester und mein Onkel haben sich durchgesetzt.
Und wie wird jetzt das Erbe verteilt? Alexandra und ich sind die Alleinerben, es gibt keinen Streit wie bei unserem Vater (Hollywood-Star Tony Curtis, die Red.). Die Sterbeurkunde kam gerade erst und jetzt werden wir eine genaue Aufstellung machen. Mama hatte keine Schulden, aber sie hatte leider auch das Haus auf Mallorca und dann das in Frankreich verkauft, das war sicher ein Fehler. Sie hat kaum etwas hinterlassen. Was passiert mit der Kosmetiklinie Ihrer Mutter? Ich übernehme Mamas Patente und Produkte und Channel21 will mit mir weiterarbeiten. Darauf freue ich mich schon sehr. Ich werde mit ihren Sachen und mit meinem Schmuck anfangen, denn ich arbeite ja selbst seit 30 Jahren in dem Bereich. Aber erst einmal brauche ich noch Zeit zum Trauern. Gerade fühle ich eine große Erschöpfung.