Olivia Newton-John:
Nach 25 Jahren kehrte der Krebs zurück
Ein eingeklemmter Ischiasnerv, nichts Dramatisches, hatte Olivia Newton-John, 68, noch geglaubt. Seit Tagen plagten sie Rückenschmerzen, nur unter Qualen konnte sie auf der Bühne stehen und singen: „You’re The One That I Want“, das Lied aus dem Film „Grease“mit John Travolta, 63, das sie 1978 über Nacht weltbekannt machte, oder ihre Hits „Physical“und „Xanadu“. Als die Schmerzen zunahmen und sich auch mit Medikamenten nicht betäuben ließen, sagte sie schweren Herzens einige Auftritte ab und ließ sich untersuchen. Kurze Zeit später veröffentlichte sie eine erschütternde Nachricht auf Facebook: „Die Rückenschmerzen haben sich als Brustkrebs herausgestellt, der bereits Metastasen im Kreuzbein gebildet hat.“
Nicht nur ihre Fans sind bestürzt, auch sie selbst hatte nicht damit gerechnet, dass der Krebs nach 25 Jahren erneut in ihrem Körper aufflammen und jetzt sogar bis in die unteren Lendenwirbel streuen würde. 1992 war die Sängerin das erste Mal an Brustkrebs erkrankt, im Alter von erst 44 Jahren. „Die Diagnose kam am selben Wochenende, an dem mein Vater an Leberkrebs starb. Ihr könnt euch meinen Schock vorstellen“, erzählte sie in einem Interview. Sie durchlief eine Chemotherapie, ließ einen Teil ihrer Brust amputieren und wieder aufbauen. Parallel dazu vertraute sie alternativen Heilmethoden, meditierte viel, machte Yoga, nutzte Akupunktur. „Ich lernte schnell, wie wichtig es für mich war, positiv zu denken“, sagte sie. „Als auch die zweite Freundin, die ich anrief, um ihr die schlechten Nachrichten zu überbringen, in Tränen ausbrach, dachte ich: Das ist mir zu stressig. Ich muss jemanden finden, mit dem die anderen meinen aktuellen Gesundheitszustand diskutieren können, damit ich mich auf meine Heilung konzentrieren kann.“Und dann schien sie tatsächlich geheilt. Jahrzehntelang gab es keine neuen Befunde, alles war in Ordnung.
Privat erlebte sie jedoch mehr als eine Tragödie. Im Juni 2005 verschwand Patrick McDermott, mit dem sie neun Jahre liiert war, spurlos nach einem Hochseeangeltrip vor Los Angeles. Seine Leiche wurde nie gefunden, dagegen gab es immer lautere Spekulationen, dass er seinen Tod nur vorgetäuscht habe, um die Zahlung von Alimenten an seinen Sohn aus erster Ehe zu umgehen. Als Ermittler 2009 herausfanden, dass er angeblich mit seiner deutschen Freundin in Mexiko lebte, durchlitt Olivia Newton-John das Trauma erneut. „Es war furchtbar, er wurde auf See vermisst und bis heute weiß keiner, was wirklich geschehen ist. Es gibt Dinge im Leben, die man akzeptieren und loslassen muss. Sonst
holen sie dich in jeder dunklen Minute ein“, sagte sie damals.
Voller Leidenschaft begann sie, als es ihr wieder gut ging, sich im Kampf gegen die Krankheit zu engagieren. Ein Teil ihrer Konzert- und Platteneinnahmen geht automatisch an die Krebsstiftung, jedes Jahr im September veranstaltet sie eine große Charity-Gala. Zusammen mit anderen Prominenten, Sportlern und ehemaligen Krebspatienten lief sie im April 2008 drei Wochen über die Chinesische Mauer. Die 228 zurückgelegten Kilometer sollten symbolisch für die vielen Schritte stehen, die Krebskranke auf dem Weg zur Genesung machen. Mit Spendengeldern rief sie im selben Jahr das „Olivia NewtonJohn Cancer Wellness & Research Centre“(www.onjcancercentre.org) im australischen Melbourne ins Leben. „Durch meine eigene Krebserkrankung habe ich viel gelernt und großes Mitgefühl mit allen, die sich auf derselben Reise befinden“, sagte sie bei einem ihrer vielen Besuche in der Klinik. Tragischerweise konnte sie ausgerechnet ihrer eigenen Schwester nicht helfen: 2013 starb Rona Newton-John an einem aggressiven Hirntumor, nur einen Monat nach der Diagnose. Sie hatte vier Kinder.
Jetzt ist Olivia Newton-John dort selbst wieder Patientin, eine unter vielen. „Olivia wird sich einer kurzen Protonen-Strahlentherapie unterziehen und ist zuversichtlich, im August wieder auf der Bühne zu stehen – stärker denn je“, verkündet das Management. Auch ihre Tochter Chloé Lattanzi, 31, meldet sich zu Wort. „Mum wird Cannabis-Öl benutzen und andere natürliche Heilmittel in Kombination mit moderner Medizin. Krebs ist die Krankheit unserer Generation und es ist meine Aufgabe und die meiner Mutter, dieses Monster zu besiegen.“
Halt findet sie vor allem bei ihrem Mann John Easterling, 64. Die beiden hatten denselben Freundeskreis und kannten sich bereits seit 15 Jahren, bevor sie 2007 eine Liaison begannen und ein Jahr später heirateten. „Ich sage meinen Freunden immer, dass man nie zu alt ist, um sich zu verlieben“, verriet sie damals in einem TVInterview. „Ich fand die Liebe meines Lebens kurz vor meinem 60. Geburtstag!“
Mit aller Kraft wird Olivia Newton-John erneut um ihr Leben kämpfen. Dass Krebstherapien auch dank der Forschungsergebnisse ihrer Klinik immer erfolgreicher werden, war ihre große Hoffnung.
Ihr Mantra, mit dem sie anderen Mut macht, gilt nun für sie: „Positiv denken und nicht ständig über meine Krankheit sprechen! Das wichtigste Organ für den Heilungsprozess sind meine Gedanken.“