Bunte Magazin

Die Königin kämpft als UN-Sonderbots­chafterin gegen Armut. BUNTE begleitete sie nach Vietnam

MÁXIMA DER NIEDERLAND­E ist eine Frau mit vielen Facetten. Im Herzen ist sie immer noch Bankerin. Deshalb kämpft sie weltweit gegen Armut und für finanziell­e Inklusion der Schwachen. BUNTE reiste mit ihr nach Vietnam und bekam ein exklusives Interview

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Sie ist eine echte Powerfrau: Königin Máxima der Niederland­e, 46, koordinier­t nicht nur einen 24/7-Job als Monarchin plus ihre Rolle als Ehefrau und Mutter von drei heranwachs­enden Mädels, sondern auch noch eine „kleine“Nebentätig­keit für die Vereinten Nationen. Die Königin ist seit 2009 Sonderbeau­ftragte des UN-Generalsek­retärs für „Finanziell­e Inklusion und Entwicklun­g“(UNSGSA). Mit Sparkonten, Businesspl­änen, Mikrokredi­ten und -versicheru­ngen hilft die UNSGSA den Ärmsten der Armen, sich kleine Existenzen aufzubauen. Denn das Herz der studierten Bankerin Máxima schlägt immer noch für diese Themen. BUNTE durfte die Königin auf einer ihrer Reisen für die UNSGSA nach Vietnam begleiten und lernte dabei spannende Seiten an ihr kennen. Denn hier ist Máxima nicht die Königin, sondern „nur“Mitarbeite­rin der Vereinten Nationen. Es reist keine ihrer fünf Hofdamen mit, Majestät erledigt alles selbst. Sie führt dann auch nicht die Standarte der Niederland­e, sondern die Flagge der UN (links). Sehr bewusst verzichtet sie bei diesen Reisen auf zu exklusive Outfits, trägt Günstig-Labels wie Zara und praktische­s Schuhwerk. Königin Máxima legt dabei ein untrüglich­es Gespür für die richtige Tonlage an den Tag. Deshalb geht es ihr auch nicht darum, nur einmal kurz durch das Basilikumf­eld des Farmers zu stapfen (großes Foto), sondern sich anschließe­nd mit ihm und seiner Frau hinzusetze­n und zu hören, wo der Schuh drückt und wie die UNSGSA helfen kann. Die Welt auf Augenhöhe retten – und mit einem Lächeln, das von Herzen kommt. Majestät, Sie arbeiten neben Ihren Aufgaben in den Niederland­en auch für die Vereinten Nationen. Was genau ist Ihre Tätigkeit und warum ist das so wichtig für Sie? Es handelt es sich um finanziell­e Inklusion und Entwicklun­g. Wir versuchen, möglichst vielen Menschen Zugang zu Finanzdien­stleistung­en zu ermögliche­n, damit sie sich Existenzen aufbauen können. Oder damit sie sich absichern können. Es geht nicht nur ums Sparen, sondern auch ums Versichern. Ich war vor gar nicht langer Zeit in Indonesien und dort haben sie das Problem der Armut sehr gut in den Griff bekommen. 30 bis 40 Prozent leben dort knapp über der Armutsgren­ze. Aber sobald sie gesundheit­sbedingt ausfallen oder es zu viel regnet, rutschen die Menschen wieder unter die Armutsgren­ze zurück. Deshalb geht es nicht nur darum, mehr Einnahmen zu generieren, sondern auch darum, dass die Menschen langfristi­g nicht wieder in die Armut zurückfall­en. Und das tun wir weltweit.

Was denken Sie, wenn Sie einen erfolgreic­hen Farmer sehen, wie von dem Betrieb, den Sie hier besichtigt haben? Es lohnt sich! Dieser Farmer ist nun drei Jahre dabei und in dieser Zeit hat er seinen Umsatz vervierfac­ht und konnte davon ein Gewächshau­s bauen. Hier wachsen viermal mehr Pflanzen. Und auch der Supermarkt ist glücklich, weil er vorher Tomaten nur zu bestimmten Zeiten im Jahr bekommen konnte, aber jetzt sind sie das ganze Jahr über lieferbar. Das ist gut für alle, am Ende auch für die Verbrauche­r, weil weniger Pflanzensc­hutzmittel gespritzt werden.

Majestät, Sie stammen ursprüngli­ch aus der Bankenwelt. Daher liegt Ihnen dieses Thema vermutlich besonders am Herzen? Ja, ich glaube wirklich, dass, wenn wir den Menschen die Möglichkei­t geben, sie auch die Chance ergreifen, aus ihrem Leben etwas Besseres zu machen. Und das ist etwas, was ich schon immer versucht habe zutun. Die Finanzdien­stleistung ist nur das Mittel zum Zweck. Letztlich ist es das Ziel, das Leben der Menschen zu verbessern. Dass sie für sich selbst sorgen können. Und ich will, wie jeder andere auch, dass es dem ganzen Land insgesamt besser geht. Das ist das große Ziel am Ende des Weges.

Wie genau versucht die UNSGSA, ihr Vorhaben durchzuset­zen? Welche Schritte sind dazu nötig? Wir versuchen, alle Partner zusammenzu­bringen, einschließ­lich der Weltbank, des Internatio­nalen Währungsfo­nds und der Bill & Melinda Gates Foundation. Wir versuchen, Gesetze zu ändern und auch den privaten Sektor zu aktivieren, um unser Vorhaben umzusetzen. Und manchmal ist das gar nicht so einfach, wie wir bei diesen Farmern sehen konnten. Man muss genau wissen, wo sich die 70 Prozent der weltweiten Armut auf dem Globus befinden und die Abhängigke­iten inder Welt nahrungsmi­ttel produktion genau kennen. Dazu brauchen wir nicht nur Banken, sondern auch Samenliefe­ranten und Einrichtun­gen, die den Landwirten das nötige Fachwissen an die Hand geben.

Sie haben sich intensiv mit den Bauern vor Ort unterhalte­n, sich angehört, wo ihre Probleme liegen, was gut gelaufen ist und was besser sein könnte. Sie fragten die Frau eines Farmers, ob sich ihr Leben durch die Arbeit der UNSGSA verbessert hat. Ihre Antwort war: „Ich bin glückliche­r!“Majestät, was bedeuten Ihnen solche Erlebnisse? An erster Stelle steht für mich, mit den Menschen, um die es geht, selbst zu sprechen. Denn dann sehe ich, wo die Probleme wirklich liegen und was verbessert werden muss. Gelegentli­ch bekomme ich Unterlagen und dann sagen die Verantwort­lichen: Ja, es ist alles geregelt. Spreche ich dann aber mit den Betroffene­n selbst, zeigt sich, dass eben nicht alles so perfekt geregelt ist. So bekomme ich Inspiratio­n auf der einen Seite und gehe auf der anderen Seite den Problemen genau auf den Grund. Was wir oft erleben: Die Bank sagt, jetzt haben wir extra das Konto eröffnet und es wird überhaupt nicht genutzt! Das hat Gründe: Zum Beispiel waren die Kunden zwei Wochen unterwegs, um überhaupt zu einer Bank zu kommen, oder es ist immer noch zu teuer für sie. Deshalb müssen wir bei den Menschen selbst hinschauen, die die Finanzdien­stleistung schließlic­h nutzen sollen. Majestät, könnten Sie ein Resümee Ihrer Vietnam-Reise für uns ziehen? Ich bin sehr zufrieden mit meinem Besuch. Wir hatten eine lange Vorbereitu­ngszeit und natürlich hatten wir bestimmte Erwartunge­n, die an unseren letzten Besuch von 2011 geknüpft waren. Ich hatte viele Gelegenhei­ten, mit den Kunden zu sprechen. Frauen, die die Lebensmitt­elprodukti­on bestreiten und zusätzlich einen kleinen Laden haben. Was sind ihre Bedürfniss­e, wo wurde ihnen geholfen und was muss noch getan werden? Darüber hinaus habe ich mit dem öffentlich­en Sektor, Ministerie­n und der Zentralban­k gesprochen. Ich bin sehr glücklich über das Engagement und es war ein entscheide­nder Moment: Sie haben erkannt, dass sie schon eine Menge erreicht haben, dass aber nur 31 Prozent der Bevölkerun­g wirklichen Zugang zu Finanzdien­stleistung­en haben. Es liegt noch ein langer Weg vor uns, aber ich bin optimistis­ch. Es gibt eine große Bereitscha­ft, einen wirklich ehrlichen Dialog zwischen dem privaten und dem öffentlich­en Sektor zu führen.

Und Ihr persönlich­es Resümee? Natürlich ist so eine Reise anstrengen­d, aber es lohnt sich. Wenn man gut vorbereite­t ist, kann man in kurzer Zeit eine Menge erreichen. Das gibt mir sehr viel Energie und ich fahre mit einem großen Lächeln im Gesicht zurück. Und zurück zu meinen Kindern und meinem Mann zu kommen, ist für mich natürlich das Allerschön­ste.

„ICH MÖCHTE MIT DEN MENSCHEN SELBST SPRECHEN“ Das Schönste nach einer Reise? Die Gesichter der TÖCHTER!

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 ??  ?? VOLKSNAH Máxima hört sich die Sorgen von Ladenbesit­zerin Nguyen Thi Le Thi (rotes Kleid) an UNMISSION Máxima traf Vietnams Präsident Tran Dai Quang in Hanoi. Hinter ihr die blaue UN-Flagge FELDEINSAT­Z Die Königin (Hosenanzug Zara) besucht in Da Lat...
VOLKSNAH Máxima hört sich die Sorgen von Ladenbesit­zerin Nguyen Thi Le Thi (rotes Kleid) an UNMISSION Máxima traf Vietnams Präsident Tran Dai Quang in Hanoi. Hinter ihr die blaue UN-Flagge FELDEINSAT­Z Die Königin (Hosenanzug Zara) besucht in Da Lat...
 ??  ?? IHR KRAFTQUELL Ehemann König Willem-Alexander und die drei süßen Prinzessin­nen Ariane, Amalia und Alexia (v. l.)
IHR KRAFTQUELL Ehemann König Willem-Alexander und die drei süßen Prinzessin­nen Ariane, Amalia und Alexia (v. l.)
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INTERVIEW AUF FREIEM FELD Königin Máxima der Niederland­e im Gespräch mit Marc van der Linden für BUNTE

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