Alles Gute für ein gesundes HERZ
HERZENSSACHE Kardiologen warnen vor den Folgen des modernen Lebensstils für unser Herz. Doch wir können viel für die Gesundheit tun
Unser Herz ist ein Wunderwerk: Tag und Nacht schlägt es ungefähr 100000-mal und versorgt unsere Organe und Gefäße mit Blut. Ganz selbstverständlich. Erst wenn es aus dem Takt gerät, wenn es stockt oder stolpert oder wir das Gefühl haben, es pumpt zu schwach und das Atmen fällt schwer, wird uns bewusst, dass dieser Muskel in der Mitte unseres Körpers ganz schön rackert. Das Herz ist auch mit unseren Gefühlen verbunden. Man sagt, dass einem „ein Stein vom Herzen gefallen“oder einem „das Herz in die Hose gerutscht“ist, man spricht von „Herzschmerz“und einem „gebrochenen Herzen“. Das Broken-Heart-Syndrom ist tatsächlich eine Krankheit, deren Symptome denen des Herzinfarkts gleichen. Beim Verlust eines geliebten Menschen leiden Betroffene unter Schmerzen im Brustraum sowie Atemnot. Dieses sensible Organ ist häufig ein Frühwarnsystem, das uns darauf hinweist, dass irgendetwas in unserem Leben nicht stimmt.
Herzkrankheiten – vor allem wenn sie ab der Mitte des Lebens auftreten – sind häufig das Ergebnis unseres Lebensstils. Denn das Herz mag unsere Art zu leben nicht unbedingt. Wir selbst tun viel, was zum Beispiel zu Arteriosklerose, Verkalkung genannt, beiträgt. Die Verhärtung der Gefäßinnenwände unserer Arterien vermindert die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung des Herzens – und führt zu Herzinfarkt. Auch ein hoher Blutdruck kann ein Anzeichen dafür sein, dass wir zu sehr „unter Druck stehen“. Dennoch, die eine Ursache dafür gibt es meist nicht. Wir können viel dafür tun, dass es unserem Herzen besser geht:
HERZGESÜNDER LEBEN
GUTE LUFT ATMEN Luftverschmutzung schädigt die Atemwege und die Lunge, das ist für jedermann plausibel. Dass aber auch die Gefäße und das Herz durch Luftverschmutzung in Mitleidenschaft gezogen werden, ist vielen nicht bewusst. „Wie sehr schlechte Luft die Herzgesundheit gefährdet, wird jetzt immer bekannter“, sagt Prof. Thomas Meinertz, Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Denn Feinstaub und Abgase gehen nicht nur auf die Lunge. „Die gasförmigen Teilchen aus der verschmutzten Luft können in unseren Atemwegen Entzündungen auslösen und die Gefäßregionen unseres Körpers schwächen. Fast alle Studien zeigen, dass anhaltende Luftverschmutzung den Prozess der Arteriosklerose beschleunigt. Dies zeigt sich besonders an den Herzkranzgefäßen und an den Gefäßen von Kopf und Hals, die Blutfließfähigkeit wird verringert, die Blutgerinnung aktiviert und viele andere Dinge mehr“, erklärt der Kardiologe. Wie schwerwiegend die Schäden für unsere Herzkranzgefäße sein können, davor warnt auch Prof. Curt Diehm. Der Internist und Kardiologe war 20 Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Gefäßliga, die sich um Patienten mit Durchblutungsstörungen kümmert. „Dazu zählen Durchblutungsstörungen des Gehirns, der Beine, also die Schaufensterkrankheit, und der Organe.“Der Experte weiter: „Ja, Abga-
se fördern Herzinfarkte. Feinste Nanopartikel erhöhen das HerzKreislauf-Risiko. In experimentellen Untersuchungen bei 15 nicht rauchenden Probanden führte bereits eine einstündige Dieselgas-Exposition zu einer Funktionsstörung der Blutgefäße.“
Wer kann und mag, sollte das Auto stehen lassen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen – oder gleich aufs Rad steigen. Wenn man zum Job radelt, lässt sich die Rushhour nicht vermeiden – man kann jedoch auf Wege abseits der Hauptstraßen ausweichen oder mit dem E-Bike entspannter radeln. Dann genießt das Herz den gesunden Sauerstoff.
RAUCHFREI GESUND Qualmen ist nicht nur krebserzeugend. Nikotin ist ein pures Körpergift, es stimuliert das Herz, schneller zu schlagen, erhöht seinen Sauerstoffbedarf und wirkt verengend auf Gefäße.
Selbst wenn man es nicht mehr hören kann: Wer das Rauchen aufgibt, lebt in jeder Hinsicht gesünder. Fünf Jahre nach der letzten Zigarette ist das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, mit dem von Nichtrauchern vergleichbar.
BEWEGUNG HÄLT UNSERE PUMPE AUF TRAB Motorische Unterforderung sorgt nicht nur für Übergewicht, sondern fördert Arteriosklerose, Diabetes und Bluthochdruck, Vergesslichkeit – und nicht zuletzt sinkt unsere Laune auf den Nullpunkt. Alles schlecht fürs Herz. Prof. Meinertz empfiehlt: „Mehrmals in der Woche mindestens 20 Minuten am Stück
zügige Bewegung.“Regelmäßiger Ausdauersport wie Laufen, Schwimmen, Radfahren zählt zu den besten Möglichkeiten, sich vor Herzerkrankungen zu schützen. Aber auch moderate Aktivitäten wie flottes Gehen helfen, täglich mindestens 7000 Schritte zu gehen, wie die Herzstiftung empfiehlt. Optimal sind 10000 Schritte.
IN BALANCE BLEIBEN Private und berufliche Anspannungen können zu Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen führen. Wer sich ständig gestresst fühlt, nachts schlecht schläft, sollte sich womöglich fragen: Wie gehe ich mit den Anforderungen des Alltags um? Lasse ich mich zu schnell aus der Ruhe bringen? Auch Abschalten kann man Stück für Stück lernen. Zum Beispiel mit Meditation. Eine Studie der Universität Calgary fand heraus, dass Meditation nicht nur den Geist beruhigt, sondern bis in die Zellen heilt. IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT In einem Forschungsprojekt zum Einfluss von Lärm auf das Immunsystem und die Entstehung von Arteriosklerose untersuchte das Umweltbundesamt Einwohner von Berlin.