Die neue Becker-Rolle
Wie angenehm ist doch für viele Männer das tradierte Rollenverständnis einer klassischen Ehe! Er bringt das Geld nach Hause. Sie ist „Managerin der kleinen Firma Familie“– so nennt man das heute, wenn man nicht sagen will: „Ich bin Hausfrau und Mutter“. Mancher Mann genießt diese Arbeitsteilung. Weil er ja den vermeintlich bedeutenderen Part erfüllt, kann er sich einiges herausnehmen. Länger wegbleiben, weil man ja noch ein wichtiges Geschäftsessen hat. Sich vor Haushalt und Kindererziehung drücken, weil man ja seine Kräfte für den anstrengenden Job braucht. Sich gehen lassen, weil man ja sooo erschöpft ist.
Manche Frau fügt sich vordergründig in dieses Rollenmodell, doch im Hintergrund zieht sie geschickt die Fäden. Sie kennt die Schwächen ihres Partners und lächelt über sie hinweg. Sie lobt, wenn er gelobt werden will. Sie hilft, wenn er Hilfe braucht. Sie lässt ihn an der langen Leine, wenn ihm nach Freiheit zumute ist. Viele Männer merken oft gar nicht, wie sie von ihrer Frau geführt werden. Solange der Schein nach außen gewahrt bleibt.
Leider übersieht dabei mancher, wie wunderbar die Frau ist, die da an seiner Seite steht. Zu selbstverständlich ist dieser Rückhalt. Zu perfekt die Leistung für die Partnerschaft. Zu klaglos die Geduld. Oft erst wenn eine existenzielle Krise droht, erweist sich die wahre Stärke einer Beziehung – und die unermessliche Kraft der Partnerin.
Bei Lilly und Boris Becker ist gerade so ein Fall eingetreten. Er, der gefeierte Sportheld und Millionär. Sie, die wilde PartyMaus, der Boris schon mal über den Mund gefahren ist. Doch vom Sporthelden und vor allem vom Millionär ist nicht mehr viel übrig. Boris ist pleite und der Insolvenzverwalter bestimmt über seine Finanzen. Plötzlich kommt Lilly die Rolle des Hauptverdieners zu. Ihr Einkommen aus Auftritten in TVShows und auf Veranstaltungen sichert nun den gemeinsamen Lebensstandard.
Für Macho Boris ein harter Paradigmenwechsel. Abhängig zu sein von einer Frau, kam bisher in seinem Lebensentwurf nicht vor. Doch manchmal meint es das Schicksal auch gut mit einem. Das einzig Beständige ist der Wandel.