Die letzten Worte
Der Alltag hat uns alle fest in seinem Griff. Mit all seinen Verpflichtungen. Mit all seinen Freuden. Und mit all seinen Versuchungen. Da bleibt oft für das Wesentliche nicht genügend Zeit. Man hetzt von Termin zu Termin. Man löst Problem für Problem. Man plant von Party zu Party. Wehe, mitten in einen solchen durchorganisierten Tag platzt ein Anruf, den man jetzt so gar nicht brauchen kann. Von Oma, Mutter oder Schwester. Der wird dann gern schnell abgebügelt. Keine Zeit, bin in Eile, melde mich später. Läuft ja nicht weg.
Gerade bei den Menschen, die einem am nächsten stehen, neigt man dazu, sie zu vertrösten. Die Hemmschwelle, sie zu enttäuschen, ist niedrig. Denn diese Menschen haben die meiste Geduld und das größte Verständnis.
Den Prinzen William und Harry ist dies mit ihrer Mutter Diana so ergangen. Am Tag ihres Todes rief sie ihre beiden Söhne von Paris aus an. Einfach nur fragen, ob sie wohlauf sind, erzählen, dass es Mama gut geht, und sagen, wie sehr sie ihre Kinder liebt. Doch William und Harry, die gerade auf dem schottischen Sommersitz der Queen in Balmoral weilten, wollten nur mit ihren Cousins spielen. „Wir schnitten Mummy das Wort ab“, erinnert sich William. Für beide ein traumatisches Erlebnis. „Wenn ich gewusst hätte, dass dies unser letztes Gespräch sein würde – was hätte ich ihr nicht noch alles sagen wollen!“Nur wenige Stunden nach diesem Telefonat starb Diana in einem Pariser Autotunnel. Auf die Frage, ob er sich an die letzten Worte seiner Mutter erinnert, sagt der Prinz Ja. Doch er will sie für immer für sich behalten.
Man sagt: Geht niemals im Streit auseinander! Verlasst nie das Haus, ohne den anderen zu umarmen! Verabschiedet euch stets so, als wäre es das letzte Mal! Wie schnell ist es für eine Versöhnung zu spät. Wenn man am offenen Grab steht, gibt es keine Worte mehr. Das Leben ist ein Schloss aus Glas.