Ich will 120 JAHRE alt werden
ANDRÉ RIEU ist ein Weltstar an der Geige. Nach seiner schwierigen Kindheit träumt der Musiker jetzt vom ewigen Leben …
Es beginnt gemütlich. André Rieu, 68, empfängt uns in der Küche seines Maastrichter Schlosses aus dem 15. Jahrhundert und lässt Kuchen servieren – einen „Limburgse Vlaai“mit Stachelbeeren. Der Eindruck trügt: Der Stargeiger hat einen eng getakteten Zeitplan. Drei Tage später muss er nach New York, dann nach Mexiko. Anschließend steht seine Deutschlandtour (ab 10. Januar) auf dem Spielplan.
Wir treffen uns hier in Ihrem prachtvollen Schloss, in dem Sie gerade einen neuen Kreuzgang gebaut haben. Als Sie ein Kind waren, wohnte darin Ihre Klavierlehrerin. Das war eine Hexe. Und es war damals unrenoviert, feucht und dunkel.
Inzwischen sind längst Sie einer der erfolgreichsten Musikkünstler der Welt. Gibt es jetzt noch Dunkelheit in Ihrem Leben? Jetzt ist Leichtigkeit angesagt. Zwar sind 110 Leute bei mir beschäftigt, bei Tourneen werden’s auch mal 200, das schafft Verantwortung. Aber das empfinde ich nicht als Last. Ich arbeite nicht, ich habe Spaß. Die einzige dunklere Zeit in meinem Leben war meine Jugend.
Wieso das? Von meinen Eltern gab es wenig Liebe, wir wurden sehr streng erzogen. Das war nicht gerade schön. Speziell mein Vater, der ja Dirigent war, war nur auf seine Arbeit konzentriert.
War er nicht davon angetan, dass Sie in seinen Fußstapfen folgten? Nein. Dabei habe ich mit fünf Jahren meinen ersten Walzer in einem seiner Konzerte gehört. Als ich 1978 mein erstes Ensemble, das Salonorchester in Maastricht, gründete, das speziell Salonmusik und auch Walzer spielte, fand er das schrecklich.
Es müsste Ihnen Genugtuung geben, dass Sie mit Ihren Vorlieben so gigantische Erfolge feiern. Ja, aber ich stehe nicht auf der Bühne, weil ich denke: Gebt mir Liebe, weil ich sie früher nicht bekommen SCHLOSSHERR Dieses Traumanwesen gehört André Rieu habe, sondern weil ich spürte, dass ich mit meiner Art zu musizieren, mit schönen Produktionen und humorvollen Konzerten, viele Menschen glücklich machen konnte.
Kam es später mit Ihrem Vater zu einer Annäherung? Er hat mir kurz vorm Tod einen Brief geschrieben, in dem er mir sagte: „Jetzt verstehe ich, was du machst, und ich weiß, es gibt nur einen, der es so machen kann wie du.“Das war sehr schön.
Wie sehr denken Sie eigentlich ans Älterwerden? Ich schaue nicht zu weit in die Zukunft. Aber ich denke, dass ich 120 schon schaffen kann.
Sie wollen 120 Jahre alt werden? Neue Studien besagen, dass das möglich ist, wenn wir etwas dafür tun. Vielleicht sogar 140. Manche Wissenschaftler meinen sogar, dass wir 1000 Jahre erreichen können.
Und darauf hätten Sie auch Lust? Absolut. Ich bin so neugierig, was wir hier zusammen noch auf der Erde basteln. Für mich ist alles Zufall. Ich glaube an das Chaos. Und ich glaube auch an unendlich viele Universen.
Und in diesen Universen gibt es unendlich viele Variationen von André Rieu? Ja, das denke ich.
Hätte es in unserem Universum einen André Rieu geben können, der nicht als Geiger Karriere macht? Mit Mitte 20 haben meine Frau Marjorie und ich unsere Pubertät nachgeholt. Da sagten wir „Weg mit der Geige, weg mit den Büchern“, liefen mit HippieKlamotten, Ohrringen und langen Haaren durch die Gegend und wollten eine Pizzeria eröffnen.
Wie lange dauerte das? Drei Wochen. Dann war diese Phase vorbei. Ich habe gemerkt: Das ist es nicht. Es geht nicht ohne Geige.
„FRÜHER WOLLTE ICH MAL EINE EIGENE PIZZERIA ERÖFFNEN“