Meine Frau hat sehr viel mehr geleistet als ich, wenn ich unsere Lebenswege vergleiche“
Niedersachsen mögen keine Schnacker, wir sind Weltmeister im Understatement. Ich hasse Arroganz.
Welche Wahl zum Ministerpräsidenten war für Sie emotionaler – 2013 oder 2017? Eindeutig die zweite. Weil wir so einen großen Rückstand aufgeholt haben. Bei der ersten Wahl 2013 war es ein Krimi mit einem Tor in der Nachspielzeit, bei der zweiten nur atemberaubend. Meine Frau hat sich sehr gefreut. Sie redet mir nicht in die Politik hinein, aber der Druck auf die Angehörigen ist in Wahlkampfphasen besonders groß.
Warum sieht man Sie so selten mit Ihrer Frau? Als ich Bürgermeister von Hannover wurde, hat sie mir bereits gesagt: „Du bist der erste Mann der Stadt, aber ich bin nicht die First Lady.“So wie Herr Sauer, der Mann von Angela Merkel, auch nicht der First Gentleman ist. Meine Frau ist eine gestandene Professorin. Sie führt ein eigenes berufliches Leben.
Der Weg Ihrer Frau lässt das SPDHerz höherschlagen: Als Arzthelferin hat sie sich über den Weg der Kinderkrankenschwester zur Professorin hochgearbeitet. Das imponiert mir sehr. Sie ist eine der ganz wenigen Professorinnen aus dem zweiten Bildungsweg. Wenn ich unsere Lebenswege vergleiche, hat sie sehr viel mehr geleistet als ich.
Ihre Frau wollte keine Hausfrauenehe führen, wie sie manche Ministerpräsidenten bevorzugen, nicht nur die der Union. Dafür sind wir beide nicht geschaffen. Wir haben früh versucht, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu leben, und mit Freunden zusammen eine Kita gegründet. Not macht kreativ.
Wie haben Sie sich kennen und lieben gelernt? Ich habe meinen Zivildienst in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gemacht, sie war dort Krankenschwester. Sie war nicht formell meine Chefin, aber faktisch: Von ihr habe ich damals sehr viel gelernt und nicht nur, wie man Betten macht. Ich bügle übrigens heute noch zu Hause im Keller. Und dazu höre ich dann Rockmusik von Bruce Springsteen und den Stones.
Ihre Frau wurde 2011 Präsidentin der Hochschule Hannover – und plötzlich wegen interner Querelen gestürzt. Wie sehr hat Sie das persönlich verletzt? Das war eine ganz böse Geschichte und geht mir bis heute unter die Haut. Bei den Beratungen dazu im Kabinett bin ich rausgegangen. Befangener als ich konnte man nicht sein.
BEIM BÜGELN HÖRT ER GERN DIE STONES UND BRUCE SPRINGSTEEN
STEPHAN WEIL in seinem Büro mit Manfred Otzelberger von BUNTE