Das KÄLTEBAD schenkt Vitalität
Mediziner in Deutschland schickte er seine – anfangs manchmal zögerlichen – Schmerzpatienten bereits vor einem Vierteljahrhundert auf Stippvisite in die Kälte.
„Die Wirkung macht sich im ganzen Körper bemerkbar. Die Schmerzempfindung wird gelindert, darüber hinaus setzt eine Entzündungshemmung ein, die Muskulatur wird besser durchblutet und das Herz arbeitet ökonomischer“, erklärt Papenfuß. Der mittlerweile 84-jährige Arzt aus Pinnow bei Schwerin nutzt die Heilkraft von Dr. Frost auch am eigenen Leib. An jedem Wintertag dreht er eine kurze Schwimmrunde im Pinnower See. „So halte ich meine Abwehrkräfte fit.“
Mit einer gewissen Befriedigung verfolgt der Kältepionier an seinem heimischen Schreibtisch, wie die internationale Forschungsliteratur zu Kryotherapien anwächst. Vor allem in den vergangenen zehn Jahren zeigen immer mehr Studien, dass Minustemperaturen wie Medizin wirken können.
Weniger Schmerzen bei Rheuma
Bereits bewährt hat sich die Ganzkörperkältetherapie bei rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew oder Fibromyalgie. „Nach der Behandlungsserie kann ein Großteil unserer Patienten die Medikamente um die Hälfte reduzieren“, sagt der Rheumatologe Prof. Herbert Kellner vom Münchner Krankenhaus Neuwittelsbach. Etwa 20 Anwendungen à maximal drei Minuten Dauer umfasst eine Ganzkörperkältetherapie in seiner Klinik. „Die Kälte blockiert die Schmerzrezeptoren, nicht nur in den Gelenken, sondern überall im Körper“, erläutert Kellner. „Außerdem überlagert der maximale thermische Reiz in der Kältekammer den Schmerzreiz durch das Rheuma.“Verblüfft registrieren Rheumapatienten beim Verlassen des auf minus 110 Grad abgekühlten Raums, dass ihre Schmerzen ebenso verflogen sind wie die Gelenksteife. „Das erleichtert die anschließende Krankengymnastik, die wiederum verhindert, dass die Steifheit rasch zurückkehrt“, so Kellner. Bereits ein einmaliger Abstecher in die Kälte bessert die Beschwerden für Stunden. Bei regelmäßiger Anwendung hält der Effekt über Monate an – in manchen Fällen sogar über Jahre.
Trockene Kälte macht nur Prickeln
Wichtig zu wissen: Der Aufenthalt in der eisigen Umgebung tut nicht weh. Die zumeist mit flüssigem Stickstoff abgekühlte Luft ist extrem trocken. Deshalb machen sich die Weltraumtemperaturen zumeist lediglich als Prickeln bemerkbar. Badebekleidung, Mundschutz, Handschuhe und Socken verhindern, dass sensible Körperzonen Schaden erleiden. „Um den Organismus an das Temperaturminimum zu gewöhnen, werden die Patienten überdies durch eine Vorkammer geschleust“, erklärt Rheumatologe Kellner.
Nebenwirkungen hat die Kryotherapie keine. Kellner: „Es gibt allerdings Patienten, die die Kältekammer nicht nutzen dürfen, etwa nach Herzinfarkt oder bei Gefäßentzündungen.“Bundesweit existieren mehr als 50 Kliniken und Reha-Einrichtungen mit Froststuben. Bei ambulanten Behandlungen müssen Patienten die Anwendungen (ca. 15 Euro pro Behandlung) in der Regel selbst bezahlen.