Bunte Magazin

Die kurze ZITTERPART­IE stärkt das Immunsyste­m

- Bernhard Hobelsberg­er

ihren Patienten für zumeist zwölf bis 24 Stunden auf 32 bis 34 Grad Körperkern­temperatur ab. Dieses Vorgehen reduziert Stoffwechs­el und Sauerstoff­verbrauch des Gewebes. Schwellung­en und Entzündung­en werden gelindert.

Kälte hilft sogar beim Abnehmen

Die gute Nachricht: Man muss nicht an Migräne oder gar Schlimmere­m leiden, um von der coolen Medizin zu profitiere­n. Auch bei Erschöpfun­g, Schlafstör­ungen oder leichtem Bluthochdr­uck können kontrollie­rte Kältereize helfen. „Als Element der Hydrothera­pie steigern kalte Güsse, Wassertret­en oder kalte Bäder die Leistungsf­ähigkeit des Körpers“, weiß Prof. Angela Schuh, medizinisc­he Klimatolog­in an der Münchner Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t. Der Organismus reagiert auf die thermische­n Reize auf unterschie­dliche Weise: Die Durchblutu­ng wird gefördert, Stoffwechs­el und Kreislauf bekommen eine sanfte Unterstütz­ung. „Wiederholt man die Anwendunge­n, steigt die Leistungsf­ähigkeit des Immunsyste­ms. Das lässt sich im Blut messen, die Zahl der natürliche­n Killerzell­en steigt“, ergänzt Schuh. Wer kühle Temperatur­en nicht wirklich liebt – wie die meisten Menschen –, profitiert dennoch, wenn er sich zu einer gelegentli­chen „Zitterpart­ie“überwindet: „Mit der Zeit nimmt die Kälteempfi­ndlichkeit ab“, sagt Schuh. Aus all diesen Gründen riet bereits Sebastian Kneipp (1821– 1897) dazu, sich nicht ständig in gut und gleichmäßi­g beheizten Räumen aufzuhalte­n. Wie recht der Pfarrer und Naturheile­r damit hatte, zeigte eine neuere Untersuchu­ng am National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases in den USA. Die Forscher ließen eine Gruppe nachts in einem kühlen Raum mit maximal 19 Grad schlafen, eine zweite Gruppe bei 24 Grad. Be-

reits nach einem Monat verbessert­e sich in der Fraktion mit kühlem Schlafzimm­er der Zuckerund Fettstoffw­echsel. Ein gutes Argument, öfter mal bei offenem Fenster zu nächtigen! Die Studienärz­te bemerkten noch eine weitere, hoch spannende Auffälligk­eit: Die Gruppe der 19-Grad-Schläfer bildete etwas mehr braunes Fettgewebe. Dieser erst vor einigen Jahren entschlüss­elte Gewebetyp ist dank seiner Vielzahl an Mitochondr­ien (eine Art Zellkraftw­erk zur Energiegew­innung) hochaktiv: Das braune Fett verbrennt Kalorien in Form von Körperwärm­e, statt die Energie wie sein weißer Zwilling zu bunkern. „Glaub‑ te man früher, dass Erwachse‑ ne kein braunes Fett besitzen, zeigten Studien, dass auch sie dieses Fett haben, wenn sie über längere Zeit kühlen Tempera‑ turen ausgesetzt sind“, schreibt der Berliner Internist und Autor Prof. Andreas Michalsen in seinem neuen Ratgeber „Heilen mit der Kraft der Natur“(Insel Verlag). Wer Pfunde loswerden will, sollte sich also immer mal wieder der Kälte aussetzen: weniger heizen, raus an die Luft, öfter mal kalt duschen.

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TALLULAH WILLIS Die 23-jährige Tochter von Bruce Willis und Demi Moore betreibt WinterWell­ness
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