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Mehr als eine Kinderkrankheit: Etwa zwei Millionen Erwachsene werden wegen ADHS behandelt. Die Symptome sind aber nicht immer eindeutig
Uunruhig, sprunghaft und unkonzentriert. Lange wurde ADHS, das Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom, als reine Kinderkrankheit wahrgenommen. Aber auch Erwachsene leiden darunter. BUNTE sprach mit Dr. Jana Engel, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie aus Eltville, über das Thema.
Frau Dr. Engel, woran erkenne ich, dass ich als Erwachsener unter ADHS leide? Die Betroffenen sind im Alltag sehr unkonzentriert. Wippen mit den Füßen, können ihre Aufmerksamkeit kaum fokussieren und werden ständig durch äußere Reize abgelenkt. Ein Patient von mir vermeidet Kinobesuche oder längere Flüge, da er die gezwungene körperliche Ruhe nicht ertragen kann. Viele haben Probleme, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Reizbarkeit und häufige Wutausbrüche sind die Folge.
Kämpften diese Patienten auch schon in der Kindheit mit solchen Beschwerden? Wir schätzen, dass etwa zwei Drittel der betroffenen Kinder auch im Erwachsenenalter noch unter ADHS leiden.
Sind eher Frauen oder Männer betroffen? Die Geschlechterverteilung ändert sich mit dem Alter. Während in der Kindheit dreibis viermal so viele Jungen unter ADHS leiden wie Mädchen, gleicht sich das Verhältnis im Erwachsenenalter an.
Treten bei Männern und Frauen unterschiedliche Symptome auf? Männer sind vor allem impulsiv. Bei Frauen scheint hingegen der verträumte Typus häufiger aufzutreten und sie neigen zu internalisierenden Erkrankungen wie Depressionen und Ängsten. Die Diagnose ist bei Frauen durch den hormonellen Zyklus schwieriger. Viele leiden unter prämenstruellen Beschwerden, die mit Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen einhergehen. Dann ist es schwierig, die ADHSSymptomatik von hormonellen Schwankungen abzugrenzen.
Was raten Sie den Frauen dann? Frauen empfehle ich einen Zykluskalender, um eine Behandlung anpassen zu können. Bei beiden Geschlechtern sind eine Aufklärung des Störungsbilds und eine psychotherapeutische Begleitung wichtig. Eine medikamentöse Therapie kann notwendig werden, wenn der Leidensdruck hoch ist und die ADHS im Alltag zu Beeinträchtigungen führt. Die zur Behandlung zugelassenen Wirkstoffe sind Methylphenidat und Atomoxetin. Hat ADHS auch Sonnenseiten? Betroffene sind begeisterungsfähig, ehrgeizig und offen für Neues. Deshalb findet man sie häufig in kreativen Berufen wieder. Weitere Infos finden Sie unter mylife.
de/adhs