Die unsichtbare Kraft an deiner Seite
M ancher wird belächelt, wenn er vom Kontakt zu Menschen berichtet, die längst verstorben sind. Streng wissenschaftlich betrachtet ist das ja auch unmöglich. Und doch spüren viele die geistige Anwesenheit von Menschen, die ihnen wichtig waren und die sie stets in ihrem Herzen tragen. Da ist die Witwe, die mit ihrem geliebten Mann spricht und ihn um Rat fragt. Andere bewahren Gegenstände auf, die sie stets an einen nahen Menschen erinnern, Gegenstände, von denen eine für sie spürbare Kraft ausgeht. Und wieder andere eifern den Verstorbenen nach, weil sie etwas ganz Besonderes an ihnen bewundern. Lange über deren Tod hinaus.
Nach 39 Jahren gewann erstmals wieder ein deutscher Skifahrer das Abfahrtsrennen auf der berüchtigten Streif in Kitzbühel: Thomas Dreßen, 24. Seinen Helm ziert die Zahl „44“. Sie steht für „DD“, die Initialen seines Vaters Dirk Dreßen. Dieser starb vor 13 Jahren bei einem Seilbahnunglück. Thomas war da gerade mal elf Jahre alt. Doch der Tod des Vaters gab ihm die Kraft und das Durchhaltevermögen, ein Spitzensportler zu werden. „Ich fand das Training oft scheiße“, sagt er, „aber ich habe weitergemacht. Für ihn.“Als sich Thomas bei diesem legendären Rennen in die Tiefe stürzt, reißt der Himmel auf und er hat plötzlich beste Sichtverhältnisse: „Wer weiß, vielleicht hat oben jemand zugeschaut und mir die Sonne ein bisschen mehr scheinen lassen.“
Da können Wissenschaftler noch so viele Versuchsreihen auflegen, manche Dinge muss man einfach nur glauben und an sich heranlassen. Verstorbene, die in unseren Herzen wohnen, zeigen uns Wege, die wir allein nicht sehen. Sie geben uns Mut, wenn wir verzweifeln wollen. Und sie teilen mit uns die Freude, die dadurch noch größer wird. Und dann lächeln wir diejenigen an, die sich solch einem Glück verschließen. In der Trauer liegt manchmal auch eine wundersame Kraft.