Bunte Magazin

Rudolf Haibach: Der Top-Scheidungs­anwalt über Tricks und Tränen

BEI PROMI-SCHEIDUNGE­N müssen oft Millionen-Vermögen aufgeteilt werden. In BUNTE spricht Top-Anwalt Rudolf Haibach über Tricks, Tränen und Detektiv-Arbeit

- Interview: Katrin Sachse

Wenn Superreich­e vor ihm sitzen, verbergen sie ihren Namen meist hinter einem Pseudonym. Prominente, deren Gesichter man sofort erkennt, erzählen dagegen gern von einem Freund, der sich angeblich scheiden lassen wolle. Rudolf Haibach, 66, Scheidungs­anwalt mit Kanzleien in München, Frankfurt und Gießen, kennt das Verstecksp­iel, das manche inszeniere­n, um ihre Ehe möglichst diskret zu beenden: „Ich erkenne erfundene Geschichte­n meist sofort. Oft verraten diese Leute beim Erzählen unbewusst, wer sie sind. Außerdem schaue ich mir an, was jemand trägt: Schuhe, Kleidung, Taschen, Uhren – alles verräteris­che Zeichen.“Beim Gespräch mit BUNTE plaudert der Familienre­chtler, der häufig Reiche und Berühmte vertritt, über die Marotten seiner Klienten, trickreich­e Verhandlun­gen und über Abfindunge­n für die Ex – die in Deutschlan­d meist geringer ausfallen als in Amerika.

Warum scheitern die Ehen der Reichen und Berühmten? Das Übliche. Bei Scheidungs­gründen gibt es keine Klassenunt­erschiede zwischen Arm und Reich: Man hat sich auseinande­rgelebt oder noch nie gut verstanden oder man hat keinen Sex mehr.

Also wegen Untreue oder einer Affäre? Ja, auch. Wenn ein Mann nicht mehr mit seiner Frau schläft, dann macht es ein anderer. Umgekehrt gilt das genauso.

Fließen viele Tränen in Ihrer Kanzlei? Tränen fließen eher aus Wut oder Zorn, denn emotional haben die meisten abgeschlos­sen, wenn sie beim Scheidungs­anwalt sitzen. Vorsorglic­h liegt in meiner Schreibtis­ch-Schublade jedoch immer eine Packung Taschentüc­her bereit.

Hätten Sie zur Beruhigung auch einen Whiskey? Nicht in der Kanzlei.

Ist reichen Leuten Geld wichtiger als Normalverd­ienern? Das kann man so pauschal nicht sagen. Aber bei reichen Paaren gibt es viele Versorgung­sehen, ich schätze 30 Prozent. Die Frau hat den Mann geheiratet, weil sie wusste, er ist eine gute Partie, und falls die Ehe schiefgeht, kann sie mit einer dicken Abfindung rechnen. In solchen Fällen spielt Geld bei der Scheidung natürlich eine größere Rolle als bei Ehen, in denen beide finanziell auf Augenhöhe sind.

Vertreten Sie lieber Frauen oder Männer?

Ich vertrete zum Großteil Frauen, was sich eher zufällig erge‑ ben hat.

Das heißt, Sie wollen ans Geld der Männer? Ja, das ist mein Auftrag, den erfülle ich mit hoher Präzision. Das ergibt sich jedoch allein daraus, dass Männer meist das Ver‑ mögen besitzen. Bei höchstens einem Prozent der Scheidunge­n besteht umgekehrt der Anspruch.

Welchen Auftrag bekommen Sie: Rauben Sie ihn aus, machen Sie ihn fertig? Der Standardsa­tz heißt: Ich will nur, was mir zusteht. Aber das stimmt natürlich nicht. Die meisten wollen so viel wie möglich, vor allem wollen sie nach der Scheidung ihren luxuriösen Le‑ bensstil aufrechter­halten. Ich merke sofort, welche Absichten jemand hat. Wenn ich den Auftrag bekomme, den Gegner hart anzugehen, dann ziehe ich das durch.

Das klingt furchtbar skrupellos… Das ist mein Job und manchmal muss man gnadenlos werden, um das Ziel zu erreichen. Meine Mandanten zahlen mich da‑ für, dass ich ihren Auftrag erfülle.

Wissen Frauen überhaupt, wie reich ihr Mann ist? Selten, aber sie ahnen es, und viele haben sich systematis­ch vorbereite­t und über Monate Unterlagen und Informatio­nen gesammelt, indem sie sich beispielsw­eise Zugang zu seinem Computer verschafft oder Akten kopiert haben.

Und wer keine Konten, Depots und Urkunden findet, aber dennoch ein versteckte­s Vermögen ahnt? Dann schalten wir eine Detektei ein. Man muss nur ungefähr wissen, in welchem Land das Vermögen versteckt sein könnte – egal ob Russland, Panama oder Australien, die Detektei findet es.

Männer teilen bei einer Scheidung ihr Geld ungern, oder? Ja, die meisten denken: Ich habe Tag und Nacht geschuftet, um das alles zu verdienen, und meine Frau hat sich ein schönes Leben gemacht. Das empfinden sie als extrem ungerecht.

Und was ist mit Kunst, Schmuck, Jachten, Immobilien? Alles nicht so schlimm, am emotionals­ten reagieren Männer, wenn es an ihr Geld geht. Andere Dinge zu teilen, fällt ihnen weniger schwer. Und Schmuck sollte man niemals zurückver‑ langen. Falls jemand auf die Idee kommt, einen geschenkte­n Zehnkaräte­r zurückzufo­rdern, sage ich meinem Mandanten auch, dass er das unterlasse­n sollte. Das ist stillos.

Werden Männer großzügige­r, wenn sie wieder neu verliebt sind? Oh ja, das hilft sehr. Dann wollen sie schnell geschieden wer‑ den, denn die Neue drängt meist. In so einer Situation laufen die Verhandlun­gen wesentlich unkomplizi­erter. Ist jedoch die Frau frisch verliebt, vertreten Männer den Standpunkt: Dann soll der andere doch jetzt für sie sorgen. Ich habe jahrelang al‑ les bezahlt, jetzt ist der Neue dran.

Wie definieren Sie Ihren Erfolg? Wenn mein Mandant mit dem Ergebnis zufrieden ist, wenn die Auseinande­rsetzung ohne Gericht verhandelt wurde und die Scheidung schnell und diskret abläuft. In sechs Monaten soll‑ te alles erledigt sein – dann bin ich zufrieden.

Sitzen die beiden Expartner in den Verhandlun­gen dabei? Ich versuche, das zu vermeiden, damit sie nicht bissig überei‑ nander herfallen können. Ich verhandle am liebsten mit dem hoffentlic­h vernünftig­en und erfahrenen Anwalt der Gegensei‑ te, ohne dass Mandanten danebensit­zen.

Und warum ist Diskretion so wichtig? Eine Scheidung kann bei Prominente­n das Image beschädige­n. Bei Unternehme­rn können Banken unruhig werden, wenn das Vermögen neu verteilt wird. Anderen ist eine Scheidung einfach peinlich. Sie wollen diese Niederlage nicht in der Zeitung lesen.

Warum geraten dennoch manche Fälle in die Öffentlich­keit? Öffentlich­keit kann auch als strategisc­hes Druckmitte­l benutzt werden. Es gibt viele Tricks, mit denen man die Lufthoheit in stockenden Verhandlun­gen erobern kann.

Welche zum Beispiel? Sorry, aber mein Know‑how werde ich Ihnen nicht verraten.

Eine letzte Frage: Sind Sie eigentlich verheirate­t? Ja. Seit 35 Jahren.

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SCHEIDUNGS­EXPERTE Rechtsanwa­lt Rudolf Haibach
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