Bunte Magazin

MEINE ENKELKINDE­R LINDERN MEINEN SEELENSCHM­ERZ

Ex-Kaiserin Farah Diba lässt sich vom Schicksal nicht brechen. Vier junge Mädchen geben ihr Kraft

- Linna Nickel

Das Leben im Kairoer Exil 1979 war gefährlich. Attentäter konnten an jeder Ecke lauern. Deshalb brauchte die geflohene Kaiserin einen Decknamen. Farah Diba, 79, wählte den Codenamen „Hope“, Hoffnung. Wer im Besitz ihrer privaten E-Mail-Adresse ist, weiß, dass diese heute ebenfalls mit dem Wort „hope“beginnt. Der unbedingte Wille zur Hoffnung ist es, der Farah Diba wie auf rettenden Flügeln durch jede noch so dunkle Stunde ihres Lebens trug: den Sturz von Ehemann Schah Mohammad Reza Pahlavi (1919–1980), den Verlust der Heimat Iran, den Krebstod des Schahs sowie den Tod ihrer Kinder, Prinzessin Leila (1970–2001) und Prinz Alireza (1966–2011).

Das bewegte Schicksal der jungen Kaiserin hielt jahrzehnte­lang die Welt in Atem, ihr gekröntes Konterfei prangte auf zig BUNTE-Titeln. Farah Diba war quasi die Grace Kelly des Orients und ihre mystische Schönheit mit den hohen Wangenknoc­hen und mandelförm­igen Augen legendär. Dazu schubkarre­nweise Juwelen und feinste Pariser Couture! In den 1960er- und 1970er-Jahren verehrten Frauen weltweit die persische Monarchin als glamouröse Stil-Ikone.

Geradezu filmreif inszeniert­e die SchahFamil­ie damals ihren Reichtum. „Verschwend­ung!“, riefen ihre Kritiker. Farah Dibas berühmte Krone, mit der sie 1967 zur Schahbanu (Gemahlin des Schahs) gekrönt wurde, bestand aus 1469 Diamanten. Ein Smaragd, groß wie ein Hühnerei, zierte die Font. Er allein wog 150 Karat. Weil die Steine des Kronschatz­es das Land nicht verlassen durften, reisten die Juweliere von Van Cleef & Arpels extra aus Paris an, um den Kopfschmuc­k vor Ort in Teheran zu fertigen.

Bis heute hat die Schahbanu nichts von ihrer Strahlkraf­t verloren. Im Gegenteil. Noch immer versprüht Farah Diba mit ihrer kerzengera­den Haltung und stets perfekt sitzendem Dior-Kostüm Eleganz und Faszinatio­n einer 2500 Jahre alten Dynastie. Nur selten erlaubt sich die 79-Jährige einen Anflug von Melancholi­e. Dann legt sich ein Schleier über ihre ebenholzfa­rbenen Augen. Aber nur kurz, im nächsten Moment ist die majestätis­che Fassung wieder da: „Wenn mich die Traurigkei­t zu übermannen droht, reiße ich mich

Die kinderlose Soraya wurde verstoßen und durch Farah Diba ersetzt

zusammen und ermahne mich, dass ich stark und da sein muss für meine Familie.“

Äußerst tragisch: Zur Aussprache mit ihrer Vorgängeri­n, der deutschstä­mmigen Soraya (1932–2001), sollte es nie kommen. Soraya war von 1951 bis 1958 die zweite Frau des Schahs und wurde, weil sie ihm nicht den so dringend zum Erhalt der Monarchie benötigten Erben schenkte, durch die junge Architektu­rstudentin Farah Diba ersetzt. Obwohl man später in Paris nur 14 Minuten Fußweg über die Seine auseinande­rwohnte, sprachen die beiden Frauen nie auch nur ein Wort miteinande­r. Während sich Soraya in ihrem Apartment in der Avenue Montaigne 46 vergrub, verschanzt­e sich Farah Diba einen Kilometer weiter am Prachtboul­evard Quai d’Orsay zwischen ihren Antiquität­en. Der Graben sollte stets tiefer bleiben als das einende Gefühl der Trauer um den Mann, den beide gleicherma­ßen geliebt hatten. Da mochten ganze Ozeane die Seine hinunterfl­ießen.

Die schöne Studentin Farah gebar dem Schah zwar vier Kinder, als Ersten sogleich den ersehnten Thronfolge­r Reza, 57, aber über ihrem Glück schien von da ab ein Fluch zu liegen: Die religiösen Hardliner gewannen im Land die Oberhand und der Schah wurde gestürzt. Mohammad Reza Pahlavi starb 1980 von allen westlichen Verbündete­n verlassen und nach dramatisch­er Exil-Odyssee in Kairo an Krebs. Die Kaiserin war als Einzige bei ihm und hielt seine Hand. Die Wirren der Revolution und die Entwurzelu­ng hatten für ihre Kinder jedoch schlimme Folgen. Tochter Leila starb 2001 an einer Überdosis Barbiturat­en. Ihr Körper war von jahrelange­r Magersucht völlig ausgezehrt. Sohn Prinz Alireza nahm sich 2011 das Leben.

Fragt man die einstige Kaiserin heute, wie man angesichts dieser Lebensgesc­hichte nicht die Hoffnung verliert, verweist sie auf die kleinen Dinge: „Die Sonne, der blaue Himmel, Gedichte, Musik, die Natur geben mir Kraft.“Doch größter Antrieb seien ihre vier Enkelinnen Noor, 26, Iman, 24, Farah, 14, und Iryana, 6, die allesamt Omas Schönheit geerbt haben: „Sie sind die Freude meines Lebens, lindern meinen Seelenschm­erz. Wir tauschen alles Mögliche per SMS aus. Auch Dinge, die sie mit ihren Eltern nicht besprechen.“

Auch wenn es hypothetis­ch ist, das Fünkchen Hoffnung ist da: „Noor könnte als die Älteste den Thron besteigen. Der Iran hatte schon früher weibliche Herrscheri­nnen.“

Die vier Enkelinnen haben Großmutter­s persische Schönheit geerbt

 ??  ?? KRÖNUNG 1967 IN TEHERAN V. l.: Prinzessin Shams (Schwester des Schahs), Schahbanu Farah Diba, Sohn Kronprinz Reza, Schah Mohammad Reza, Tochter Prinzessin Farahnaz, Prinzessin Shahnaz (Tochter aus der Ehe des Schahs mit Fausia von Ägypten) und Prinzessin Ashraf (Zwillingss­chwester des Schahs)
KRÖNUNG 1967 IN TEHERAN V. l.: Prinzessin Shams (Schwester des Schahs), Schahbanu Farah Diba, Sohn Kronprinz Reza, Schah Mohammad Reza, Tochter Prinzessin Farahnaz, Prinzessin Shahnaz (Tochter aus der Ehe des Schahs mit Fausia von Ägypten) und Prinzessin Ashraf (Zwillingss­chwester des Schahs)
 ??  ?? 1961 BUNTE mit 10 FarbSonder­seiten über Farah
1961 BUNTE mit 10 FarbSonder­seiten über Farah
 ??  ?? 1960 BUNTE-Titel mit Bericht über die Hochzeit
1960 BUNTE-Titel mit Bericht über die Hochzeit
 ??  ?? mit 1469 Diamanten und gigantisch­en Smaragden von Van Cleef & Arpels KAISERINNE­NKRONE
mit 1469 Diamanten und gigantisch­en Smaragden von Van Cleef & Arpels KAISERINNE­NKRONE
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GROSSMUTTE­R mit Enkelinnen (v. l.): Iman, Farah, Noor (Töchter von Reza) und Iryana (Tochter des verstorben­en Alireza)
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Schah Mohammad Reza und seine deutschstä­mmige Frau Kaiserin Soraya 1953 in Teheran. Er verließ sie für Farah Diba, weil sie keine Kinder bekam TRAUMPAAR DER 50ER-JAHRE

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