Bunte Magazin

WARUM CORINNA UND MICHAEL NUR BUNTE ZUR HOCHZEITEI­NLUDEN

BUNTE-Fotograf Paul Schirnhofe­r erinnert sich an das Top-Ereignis des Sommers 1995 – und enthüllt, was hinter den Kulissen geschah

- Das Interview führte Georg Seitz

Das Brautpaar war jung, beide gerade mal 26 Jahre alt, aber schon unerhört prominent. Der Bräutigam war gerade zum ersten Mal Weltmeiste­r in der Formel 1 geworden: Michael Schumacher, damals unter Vertrag bei dem Rennstall Benetton. Sechs weitere Formel-1-Titel, vier davon für Ferrari, sollten für ihn folgen, er wurde der erfolgreic­hste Rennfahrer aller Zeiten. Im Sommer 1995 fand „Schumi“es an der Zeit, seine Freundin Corinna, mit der er seit vier Jahren liiert war, zu heiraten. Viele hatten schon mit diesem Ereignis gerechnet, wann und wo genau es geschehen sollte, behielt Schumacher aber lange für sich. Als es dann langsam durchsicke­rte, war der Ansturm umso größer. Alle wollten dabei sein bei der Hochzeit des Jahres.

Schumacher hingegen wollte etwas ganz anderes: Er wünschte sich eine feierliche Trauung mit nur 78 Gästen. Er wählte dafür das „Grandhotel Petersberg“in Bonn. Wie ein Schloss thront es über dem Siebengebi­rge, einst tagten die Alliierten dort, seit Jahrzehnte­n war es die bevorzugte Herberge für Staatsgäst­e aus aller Welt, darunter Großbritan­niens Queen Elizabeth II. und Russlands Präsident Leonid Breschnew. Um den privaten Charakter der Feier zu wahren, entschied sich Schumacher, nur ein einziges Medium einzuladen – die BUNTE.

Die Redaktion engagierte den aus Wien stammenden Starfotogr­afen Paul Schirnhofe­r, den Schumacher persönlich kannte und dem er vertraute. Schirnhofe­r hatte Schumacher bereits bei früheren Gelegenhei­ten fotografie­rt. Das Honorar für die Fotos, so wurde es vereinbart, sollte an die „Michael Schumacher Stiftung für Kinder in Not“fließen. Für die kirchliche Trauung – beide Brautleute sind katholisch – hatte Schumacher die St.-Peters-Kapelle, die zum Anwesen des Grandhotel­s gehört, gewählt. Kurze Wege, keine Vorfahrt auf einer öffentlich­en Straße: Der größtmögli­che Schutz der Privatheit schien also gewährleis­tet. Womit Schumacher – und auch sein Manager Willi Weber und die BUNTE – aber nicht gerechnet hatten, war der Ehrgeiz anderer Fotografen, doch irgendwie an eigene Bilder zu kommen … Herr Schirnhofe­r, wie war es, die Hochzeit von Michael Schumacher zu fotografie­ren?

Sehr aufregend. Es war eines der ersten, großen Ereignisse, bei dem Helikopter über das Gelände geflogen sind. Es waren mindestens 50 andere Fotografen um das Hotel herum verteilt und eben auch in der Luft.

Haben die anderen es geschafft? Nein, und das, obwohl der Druck darauf unheimlich groß war. Es war mitten im Sommerloch, es war nix los in der Welt, alle wollten diese Geschichte.

Und Sie waren als einziger Fotograf dabei! Ich war wirklich ganz allein. Michael Schumacher wollte die Ablenkung so gering wie möglich halten, deshalb durfte ich noch nicht einmal meine Assistenti­n mitnehmen. Ich musste improvisie­ren und bin ziemlich ins Schwitzen gekommen. Es war ein unheimlich­es Herumgespr­inge. Du musst dir einen Standpunkt suchen, der nicht so einsehbar ist, du musst a bissl a Licht machen und du musst die Leute belustigen, damit sie nicht schlecht aussehen auf den Bildern.

Damals wurde noch nicht digital fotografie­rt, sondern auf Film. Wie ging es weiter mit den Fotos nach der Trauung? Die BUNTE hatte einen Boten geschickt, der die Filme in ein Labor in Köln zum Entwickeln brachte und die Dias noch in derselben Nacht zurück zu mir ins Hotel. Ich habe dann eine Auswahl getroffen und war am nächsten Morgen zum Brunch mit Schumacher verabredet. Da haben wir dann zusammen die Bilder für die BUNTE ausgesucht. Den Rest hat er mitgenomme­n.

Wieso das? Michael Schumacher war schon bei unserer ersten Begegnung stark daran interessie­rt, wer ihn fotografie­rt und wie. Er will das Bild, das die Öffentlich­keit von ihm hat, möglichst weitgehend unter Kontrolle haben, das galt ganz besonders für seine Hochzeit. Er hat das alles selbst in die Hand genommen und nicht seinem Manager überlassen.

Sie haben Michael Schumacher und Corinna damals so nah erlebt wie kein anderer Außenstehe­nder. Wie waren die beiden miteinande­r? Die sind schon sehr kuschelig miteinande­r umgegangen. Michael hat Corinna immer wieder in den Arm genommen. Es gibt ein Bild, auf dem er vor dem Altar steht und ihr ganz verzückt entgegenbl­ickt. Die waren schon sehr verliebt ineinander, gar keine Frage.

Michael hat Corinna immer wieder in den Arm genommen. Sie waren sehr verliebt miteinande­r

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 ??  ?? der St.- Peters-Kapelle wartet Michael Schumacher auf seine Corinna VOR DEM ALTAR
der St.- Peters-Kapelle wartet Michael Schumacher auf seine Corinna VOR DEM ALTAR
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 ??  ?? „ES GIBT KEIN GRÖSSERES GESCHENK ALS DAS JA-WORT“, sagte Michael Schumacher im Exklusiv-Interview, das er mit BUNTE-Autor Paul Sahner nach der Hochzeit führte
„ES GIBT KEIN GRÖSSERES GESCHENK ALS DAS JA-WORT“, sagte Michael Schumacher im Exklusiv-Interview, das er mit BUNTE-Autor Paul Sahner nach der Hochzeit führte
 ??  ?? DIE NEIDER Für Michael Schumacher läuft es im Ferrari-Rennstall noch nicht ganz rund
DIE NEIDER Für Michael Schumacher läuft es im Ferrari-Rennstall noch nicht ganz rund
 ??  ?? DER SKI-UNFALL Ende Dezember 2013 verunglück­t Michael Schumacher schwer
DER SKI-UNFALL Ende Dezember 2013 verunglück­t Michael Schumacher schwer
 ??  ?? GLÜCKLICHE ELTERN Am 20. Februar 1997 kommt Schumacher­s Tochter Gina zur Welt
GLÜCKLICHE ELTERN Am 20. Februar 1997 kommt Schumacher­s Tochter Gina zur Welt
 ??  ?? Paul Schirnhofe­r, Fotograf
Paul Schirnhofe­r, Fotograf

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