Wotan Wilke Möhring: Die Kinder sind sein Ein und Alles
WOTAN WILKE MÖHRING Der Kino- und TV-Star ist leidenschaftlicher Vater – auch wenn er von seinen drei Kindern getrennt lebt
Spricht man mit Wotan Wilke Möhring, 50, über seine Kinder, gerät er ins Schwärmen. Die Töchter Mia, 9, und Jette, 5, sowie Sohn Karl, 6, sind das Wichtigste für ihn, das vermittelt er glaubwürdig. Von ihrer Mutter ist Möhring getrennt. Er unternimmt viel, um dennoch ein guter Vater zu sein und zwischen seinen Filmen (Thriller im Kino, „Tatort“Nr. 10, internationale Serie) möglichst viel Zeit für seine Kinder freizuschaufeln.
Sie spielen einen Vater, der mit seinen Kindern auf einer Bombe sitzt. Haben Sie da Ihre eigenen Kinder gesehen? So konkret mache ich das nicht. Aber natürlich ist das als dreifacher Vater ganz anders vorstellbar als vor zehn Jahren, als ich noch keine Kinder hatte. Mit jedem Künstler macht die eigene Biografie etwas, das er dann in die Kunst einbringt.
Im Ernstfall würde dieser Vater wohl sein eigenes Leben für das seiner Kinder einsetzen. Haben Sie je überlegt, wie Sie selbst handeln würden? Wenn man in die faustische Situation käme, sein Leben für das der Kinder geben zu müssen, dann wäre das überhaupt keine Frage. Das würde ich auf jeden Fall machen.
Sind Sie als Vater eher Kumpel oder Bestimmer? Das auf Kumpelebene zu machen, fände ich komisch. Ich glaube, das würden die Kinder dir auch nicht abnehmen. Ich bin nicht der Bestimmer, aber es ist fast naturgegeben, dass Kinder permanent beobachten, wie ihre Eltern mit Situationen umgehen. Ich versuche, da ehrlich zu sein, aber natürlich trage ich auch die Verantwortung.
Wie geht es Ihnen mit den Kindern, die ja bei ihrer Mutter leben? Meine Kinder sind das größte Geschenk, nach wie vor, jeden Tag.
Sie sehen sie täglich? Nein, und gerade besonders wenig, weil ich in Schweden drehe und in Hamburg den nächsten „Tatort“. Dann wird aber eine lange Pause gemacht und es geht zu den Kindern. Am Wochenende fahre ich nach dem Dreh nach Köln, um die Kinder zu sehen.
Sie teilen Ihre freie Zeit auf zwischen den Kindern, Ihrer neuen Partnerin und sich selbst? Ja, das funktioniert aber gut, weil auch Anna, die Mutter der Kinder, mal Filmschaffende war und die Erfordernisse kennt. Und Cosima, meine Partnerin, ist oft dabei, wenn ich bei den Kindern bin.
Eine neue Beziehung ist für viele eine zweite Chance. Sehen Sie das auch so? Ich glaube, ja. Man hat einen anderen Menschen vor sich, insofern dient die erste Beziehung nicht als Blaupause. Aber natürlich versucht man, das schmerzhaft Gelernte umzusetzen und vieles anders zu machen. Ob das dann die richtige Entscheidung ist, sei dahingestellt.
KUMPEL WILL ER SEINEN KINDERN NICHT SEIN, BESTIMMER AUCH NICHT
Sie spielen oft betont männliche Typen, die ruppig werden können, und werben für Pflegekosmetik für Männer. Ist das ein Spagat? Nein, weil ich mich für keine der beiden Seiten verraten muss. Diese Grundbestimmung von männlich und weiblich habe ich nie mitgekriegt, vielleicht auch durch mein Elternhaus. Ich habe Stricken, Kochen und Häkeln genauso gelernt, wie einen Acker umzugraben. Es war mir nie bewusst, dass man bestimmte Dinge nicht machen kann, weil sie unmännlich seien. Entweder man macht etwas und steht dazu oder eben nicht.
Erleben wir gerade eine neue Definition von Männlichkeit? Dieser Begriff verändert sich ständig. Männer müssen nicht feminin werden, um ihre Weichheit oder sogenannte andere Seite zu zeigen, und Frauen müssen nicht Männer werden, um sich zu emanzipieren. Das ist kein Widerspruch, man muss sich nicht für eine Seite entscheiden. Ich mag Fußball und ich mag mich wohlfühlen, auch körperlich. Ich habe keine Angst vor dem Eincremen. Früher war das ein Tabu, aber das hat sich längst aufgelöst.
Was bedeutet die #metoo-Debatte für Männer? Da geht es nicht um die Beschneidung von etwas Männlichem, sondern um die Ausmerzung von Rechtsbruch und Unterdrückung. Wenn eine Schwäche ausgenutzt wird, egal welcher Art, bringt mich das noch immer auf die Palme. Ich habe eine große Allergie gegen Ungerechtigkeit.
In Ihrem aktuellen Film täuscht jeder jeden. Wie viel davon ist nötig, um durchs Leben zu kommen? Möglichst wenig. Wobei die Wahrheit auch immer etwas ist, das sich verändert, jeder hat seine eigene.
Wie viel Täuschen ist in der Beziehung erlaubt? „Täuschen“ist ein sehr hartes Wort. Vieles ist gefühlsmäßig erfahrbar, was man nicht in Worte fassen kann. Und ich weiß gar nicht, ob man alles wissen will. Man muss nicht alles, was man im Kopf hat, in eine Beziehung einbringen.
Gehört dazu auch das Begehren einer dritten Person? Nein, das wäre der Abschied von Attraktion und Liebe.
Treue ist wichtig? Treue ja, aber auch die Treue zu sich selbst und dass man hoffentlich einen Partner hat, der versteht, dass manche Dinge einem wichtig sind, auch wenn er sie nicht mag.
Man könnte die Treue ja durch einen Ehevertrag festschreiben. Ich bin neuen Entwicklungen nicht abgeneigt, aber ich fände es trotzdem irgendwie komisch. Wir haben ja nur noch wenige Gebiete im Leben, wo Romantik oder Ideelles erlaubt sind.
Lieber permanent dafür kämpfen, zusammenzubleiben? Genau, in der selbst bestimmten Freiheit mit dem anderen zusammenzubleiben, ist mehr wert als ein Ehevertrag.
Sie sind 50, hören Sie die Uhr schon lauter ticken? Nein, aber durch die Kinder haben sich neue Prioritäten ergeben. Ich weiß jetzt, dass Zeit mit der Familie noch kostbarer geworden ist. Kinder sind wie eine Sanduhr, an der man sehen kann, wie die Zeit vergeht. Sie werden älter und man merkt, nicht nur die, sondern auch ich werde älter. Das Sehnlichste ist, dass man nicht irgendwann sagt: „Wäre ich doch nur mehr da gewesen! Hätte ich mal…!“
Haben Sie schon nachgedacht über weitere Kinder? Das steht in den Sternen und das ist ja auch eine Beziehungsentscheidung, aber ausgeschlossen ist da nichts.
MAN VERSUCHT, DAS SCHMERZHAFT GELERNTE UMZUSETZEN UND VIELES ANDERS ZU MACHEN