Die ÄRA MEGHAN – eine neue Zeitrechnung beginnt
In der altehrwürdigen Kirche des Hosenbandordens heiratet eine afro-amerikanische, geschiedene Schauspielerin einen Prinzen von königlichem Windsor-Blut. Dabei legt sie die Hälfte der Strecke zum Altar allein und hoch erhobenen Hauptes zurück und lässt sich erst ab halber Strecke eskortieren – und zwar vom Schwiegervater statt von ihrem Vater. Und im Kirchenschiff, wo sonst nur der glockenhelle Gesang der Windsor Lay Clerks erklingt, stimmt ein Gospel-Chor „Stand By Me“von Ben E. King (1938–2015) an. Bis zum 19. Mai 2018 war all dies unvorstellbar. Nicht mal dann, wenn hier der feuerhaarige Party-Prinz des Königreichs heiratet und es daher schwungvoller zugehen darf als bei Bruder Prinz William, 35, dem Thronfolger. Es ist das Werk von Zauberfrau Meghan Markle, 36. Sie gibt der Monarchie einen Stups in Richtung Menschlichkeit und 21. Jahrhundert. Und verhilft Harry, 33, zur bestmöglichen Version seiner selbst.
Der ehrgeizigen und emanzipierten US-Amerikanerin ist es in nicht mal zwei Jahren gelungen, aus dem Partytiger einen hingebungsvollen Romantiker zu machen. Und zwar so nachhaltig, dass Harry als erster Mann in der Familie Ehering trägt. Die anderen tun das nicht bzw. sein Vater Prinz Charles, 69, versteckt seinen auf dem kleinen Finger unterm Siegelring.
Harry legt Meghan seine Welt zu Füßen und will ihr an ihrem großen Tag jeden Herzenswunsch erfüllen. Wohl wissend, dass dies einer kleinen royalen Revolution gleichkommt und Großmama Queen Elizabeth, 92, mehr als irritieren wird. Der ist die
königliche Etikette heilig. Heiliger gar als ihre geliebten Corgis. Statt des gemessenen Erzbischofs von Canterbury predigte in ihrer Lieblingskapelle nun das muntere Oberhaupt der Episkopalkirche in den USA, Michael Curry, 65. Der Bischof von Chicago zeigte vollen Körpereinsatz, bis beinahe die Kerze vom Leuchter stürzte und Trauzeuge Prinz William ein Lachen unterdrücken musste. Seine 13-minütige Predigt las er vom iPad ab. Nach zehn Minuten scherzte er: „Ich höre auch gleich auf. Wir kriegen euch heute schon noch verheiratet!“Doch aus dem „gleich“wurde ein epischer Monolog über die Entdeckung der Kraft der Liebe, die so epochal sei wie die Entdeckung des Feuers. Diese habe es auch ermöglicht, dass er heute nicht über den Atlantik nach Windsor laufen musste, sondern ein Flugzeug besteigen konnte. Brautmutter Doria Ragland, 61, ging bei jedem seiner Sätze mit. Und als der Gospel-Chor zu „Stand By Me“ansetzte, hätte die Yogalehrein, die auf ihrem iPod Musik von Sade („Smooth Operator“) hat, am liebsten mitgegroovt. Oh Lord! Braut Meghan war glücklich – genauso lebhaft hatte sie es sich gewünscht!
Und ist Meghan glücklich, ist Harry selig. Ununterbrochen fühlte er während des Gottesdienstes nach ihrer Hand, um die Emotionskurve zu checken. Streichelte versonnen ihren Ringfinger, an den er gleich den dünnen Bandring aus walisischem Gold stecken würde. Der Kuss mit 1,4 Sekunden extralang! Herzogin Kate, 36, und Prinz William busselten eine Sekunde, Charles touschierte 1981 für 0,4 Sekunden Dianas Lippen. Es tut einem in der Seele weh, dass Diana (1961–1997) an dem wohl wichtigsten Tag seines Lebens nicht an Harrys Seite war. Aber irgendwie war sie es doch: Am Vortag hatte er Vergissmeinnicht in ihrem Garten am Kensington Palace gepflückt und in Meghans Bouquet gesteckt.
Diana war zu jung und unerfahren, um gegen den starren Apparat der Monarchie anzukommen. Wo ihre Bemühungen mit 36 Jahren tragisch geendet haben, da knüpft quasi jetzt Meghan mit 36 Jahren an. Lebenserfahren, selbstbewusst und öffentlichkeitserprobt. Die Ära Meghan hat begonnen. Am Abend hielt sie beim Hochzeitsdinner ihre eigene Brautrede!
An dieser Stelle verdient auch ihre Mutter Doria Applaus. Als Einzige aus Meghans Familie war sie anwesend und hielt tapfer auf der linken Gestühlseite der Kirche die Stellung. Die Sitze neben ihr hatte man mit Freunden ihrer Tochter aufgefüllt, damit es im Vergleich zur rechten Gestühlseite mit der vollzähligen Windsor-Mannschaft nicht so trostlos aussah.
Die Markles hatten sich selbst ins Aus befördert (siehe S. 44). Allen voran Vater Thomas Markle Sr., 73, der in seiner Unerfahrenheit in eine Paparazzi-Falle getappt war und vor lauter Stress angeblich einen Herzinfarkt erlitt. Er saß allein zu Hause in seiner Wahlheimat Mexiko vor dem Fernseher und sagte dem Klatsch-Portal TMZ: „Sie sieht wunderschön und sehr glücklich aus. Ich wünschte, ich wäre dort, und wünsche ihnen alles Glück.“Aber es sind nicht diese traurigen Details, die vom 19. Mai 2018 in Erinnerung bleiben werden. Sondern die Bilder eines strahlenden Paares, dessen märchenhafte Geschichtegerade erst begonnen hat.
MEGHAN STRAHLT: DIE MISSION MODERNE MONARCHIE IST GEGLÜCKT!