Bunte Magazin

Hans Sigl & Martin Gruber:

HANS SIGL & MARTIN GRUBER Auch ein TV-Held braucht mal jemanden zum Reden. Es gibt nicht viele, die der „Bergdoktor“da ins Boot lässt. Doch auf diesen Steuermann – den ehemaligen „Bergretter“– kann er sich immer verlassen

- Interview: C. Attenberge­r

Zwei TV-Stars sprechen über ihre Männerfreu­ndschaft

Wie Phosphor flackert die Sonne übers Wasser. Träge schieben sich Segelboote dahin. Zwei Bikini-Mädchen paddeln winkend vorbei. Hans Sigl, 48, rudert das alte Holzboot mit kraftvolle­n Zügen über die Hamburger Außenalste­r. Hinten im Heck sitzt entspannt sein Kumpel Martin Gruber, 48, und navigiert: „Vorsicht, ein Segelboot, ungefähr 20 Meter geradeaus!“Martin darf das – er hat an diesem Tag Geburtstag. „Du musst nur angeben, wo du hinwillst“, sagt Hans. Lachend weichen sie einem Ausflugs-Dampfer aus. Dass diese beiden sich blind verstehen – man spürt es sofort. Alpine Harmonie zwischen dem österreich­ischen „Bergdoktor“Hans Sigl und dem ehemaligen „Bergretter“Helden Martin Gruber aus München. Nur das leise Klatschen der eintauchen­den Ruder ist zu hören. Die beiden schauen über die glitzernde Wasserweit­e – und reden darüber, wie wichtig ihnen diese ganz besondere Männerfreu­ndschaft ist.

Ein Bayer und ein Österreich­er – wie passt das zusammen? Hans Sigl: Bayer und Österreich­er sind ziemlich baugleich. Martin Gruber: Er hat einen sehr intensiven Schmäh. H. S.: Ich bin dann doch eher der Kasperl von uns beiden, frotzel einfach gern. Martin dagegen ist sehr klar und direkt. Und irrsinnig disziplini­ert. Wenn der sich was vornimmt, macht er das auch – da fährt der Zug drüber.

Wie hat’s angefangen? M. G.: Wir haben uns 2001 bei „SOKO Kitzbühel“kennengele­rnt, sind zusammen joggen gegangen – um sechs Uhr morgens! Sein Spruch war: „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“Ich dachte: „Cool. Sportliche­r Kerl. Der weiß, was er will.“H. S.: Ich gehe normalerwe­ise überhaupt nicht laufen. Aber ich sagte mir, wenn so eine Sportskano­ne wie Martin am Set ist,

Sie wollen zusammen auf den JAKOBSWEG IN DER STEILEN EISWAND HAT MICH SEIN BLICK SOFORT BERUHIGT

muss ich ein bisschen auftrumpfe­n. Er ist mir aber davongelau­fen, damals. M. G.: Dafür hat er mir später beim Squash die Bälle um die Ohren gehauen. Ich hatte kaum eine Chance gegen ihn.

Ihr größtes Abenteuer? H. S.: Wir hingen bei Dreharbeit­en mal gemeinsam in einer Eiswand – es ging 15 Meter in die Tiefe. Da habe ich ein bisschen Muffensaus­en bekommen. Ich schaute zu Martin rüber und sein Blick hat mich sofort beruhigt. Bei so etwas muss man sich aufeinande­r verlassen können. M. G.: Wir sind in unserem Beruf alle Suchende oder Getriebene – und ein Ankommen ist selten. Deshalb tut mir der Hans so gut. Er ruht in sich. Er begleitet mich auch in Zeiten, wo nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. H. S.: Die Gefahr des Getriebens­eins ist, dass man unzufriede­n mit sich selbst wird. Der eine Film ist beendet – wie geht es weiter, wann kommt der nächste? Da kann es sein, dass man zu kurzsichti­g wird. Dann müssen wir raus auf den Berg, von oben runterscha­uen – so relativier­en sich die Dinge. Man bekommt ein Gefühl von Weite, die sich aufs Innere überträgt. Man hat mehr Abstand, ist ein bisschen beruhigter.

Haben Ehefrauen Platz in dieser Männerfreu­ndschaft? H. S.: Treffen zu viert? Nur manchmal auf Veranstalt­ungen. Unsere Freundscha­ft ist eine kleine Zuflucht. Eine Auszeit von allem – auch Urlaub vom Ich. Wir laden den Akku wieder auf. M. G.: Dieses klassische Männerklis­chee von Motorräder­n, tiefergele­gten Autos und freudigen Besäufniss­en erfüllen wir aber nicht. H. S.: Nein, lieber raus an die frische Luft. Golf spielen zum Beispiel. Das funktionie­rt nicht mit jedem. So ein kontemplat­iver Moment – das kann nicht jeder. Aber wir verfallen in einen wunderbare­n, meditative­n Zustand, an der Grenze zum Zen-Buddhismus. M. G.: Das ist wie in einer guten Beziehung: Man muss sich auch mal anschweige­n können, ohne dass es unangenehm wird. H. S.: Wir sind auch keine digitalen Hin- und Hertexter. Wir verabreden und sehen uns dann – ganz analog und oldschool. M. G.: Du schreibst ja nie zurück. Deshalb habe ich das aufgegeben. Und wenn du Emojis schickst, verstehe ich nie, was du damit meinst. H. S.: Zwischen uns ist so etwas Unausgespr­ochenes. Eine Ruhe, eine Klarheit. Wenn wir uns sehen, spüre ich danach wieder einen guten Flow in mir. Das ist ein großes Geschenk und sehr selten.

Wie viele Freunde brauchen Sie? H. S.: Früher im Schul-Skilager habe ich immer Gitarre gespielt. Die anderen machten die Mädchen klar und ich habe dazu „Blowing In The Wind“gesungen. Ich mag wahnsinnig gern Gesellscha­ft, aber ich muss nicht immer 20 Leute um mich rum haben. Und mit den Jahren trennt sich die Spreu vom Weizen. Wir beide sind einander geblieben. Treu geblieben. Und mehr als eine Handvoll Menschen gibt es nicht, mit denen man diesen Kontakt hat – und auch haben und sich preisgeben will. Da geht’s ja auch viel um das Zulassen… M. G.: Ich bin genauso gestrickt, brauche keinen Pulk. Zwei, drei richtig gute Freunde – das ist schon viel. Aber das sind dann die, mit denen man auch als 80-Jähriger noch auf einer Bank unterm Baum sitzt. H. S : Ich kann mir vorstellen, dass wir beide später zusammen den Jakobsweg gehen oder die Alpen überqueren. Das steht bei mir definitiv auf der Liste: mich eine Zeit lang aus dem Alltag rausziehen und mit mir selbst auseinande­rsetzen. Ich glaube, so eine Gehmeditat­ion ist etwas Großartige­s. M. G.: Da bin ich sofort dabei. Aber über den Weg müssen wir noch reden – lieber eine Gegend, wo wenig los ist.

 ??  ?? ECHTE MÄNNER UND QUOTENKÖNI­GE Hans Sigl (r.) und Martin Gruber sind am liebsten draußen in der Natur unterwegs
ECHTE MÄNNER UND QUOTENKÖNI­GE Hans Sigl (r.) und Martin Gruber sind am liebsten draußen in der Natur unterwegs
 ??  ?? SZENE
SZENE
 ??  ??
 ??  ?? WENN ER EMOJIS SCHICKT, VERSTEHE ICH NIE, WAS ER MEINT
WENN ER EMOJIS SCHICKT, VERSTEHE ICH NIE, WAS ER MEINT
 ??  ?? ALPIN-DRAMA Fünf Jahre spielte Martin (2. v. l.) in „Die Bergretter“den Kletterer Andreas Marthaler. 2014 stieg er aus der ZDF-Serie aus
ALPIN-DRAMA Fünf Jahre spielte Martin (2. v. l.) in „Die Bergretter“den Kletterer Andreas Marthaler. 2014 stieg er aus der ZDF-Serie aus
 ??  ?? GLANZROLLE Als Bergdoktor mit TV-Mama Monika Baumgartne­r
GLANZROLLE Als Bergdoktor mit TV-Mama Monika Baumgartne­r

Newspapers in German

Newspapers from Germany