Die Luft ist reich an Sauerstoff und löst GLÜCKSGEFÜHLE aus
sein. Doch bis es die Waldtherapie auf Krankenschein gibt, dauert es nach Meinung der Wissenschaftlerin noch: „Es kann sein, dass es kommt. Aber da brauchen wir viele gesicherte Daten – und die haben wir noch nicht. Erst mal ist die Waldmedizin auch ein großer Hype, auf den jetzt alle anspringen, da muss man aufpassen, dass nicht alles durcheinandergeworfen wird. Wir müssen auch zwischen Therapie und Prävention, das heißt Vorbeugung, unterscheiden. Für Letzteres ist der Wald mit Sicherheit sehr geeignet, dies lässt sich aufgrund der Datenlage jetzt schon eindeutig sagen.“
Der Wirbel um den Mikroorganismus
Waldbaden ist zum Beispiel so ein Phänomen. Es kommt aus Japan, dort heißt es Shinrin-yoku und wird seit den 80er-Jahren erforscht. Was aber unterscheidet ein Waldbad von einem klassischen Spaziergang? „Das liegt nah beieinander“, meint Prof. Schuh. „Das Waldbaden ist mehr angeleitet, man schult die Sinnesorgane und nimmt bestimmte Möglichkeiten wahr. Natürlich kann man das auch alleine machen. Ich bin kein Mensch, der glaubt, man müsste alles instrumentalisieren und vorgeben. Doch viele Leute sind ein Leben ohne App und Smartphone gar nicht mehr gewöhnt. Denen tut es gut, wenn sie jemand für die Geräusche, Gerüchte und das Licht des Waldes sensibilisiert.“
Immer wieder betont die Wissenschaftlerin, dass es ihr dabei nicht um esoterische Heilsversprechen geht, sondern um das, was ein Waldaufenthalt nachweislich für die Gesundheit bringen kann. Auch hierzulande wächst der Glaube an eine medizinische Wirkung des Waldes: Auf der Insel Usedom wächst derzeit der erste Kur- und Heilwald Europas. Weitere sind in Planung.
„Für mich ist jeder Wald, der ökologisch intakt ist, ein Heilwald“, sagt Clemens Arvay. „Man muss gar nichts groß machen, sondern nur dafür sorgen, dass er nicht zu übermäßig bewirtschaftet wird und dass Totholz liegen bleibt – dann macht die Natur die heilende Arbeit von selbst.“Auch er verwendet mittlerweile lieber den Begriff „Waldmedizin“als „Waldbaden“. „Ich bin Wissenschaftler und Biologe und befasse mich seit Jahren mit der Biomedizin, da gehört die Waldmedizin dazu, denn es sind handfeste Wirkungen, die dort eintreten. Ein einzelner Waldspaziergang fördert bereits unsere Immunfunktion. Aber wenn man sich ganz bewusst ein- lässt, dann kommt es außerdem zu einer sehr beruhigenden Wirkung auf unser Nervensystem, die bis auf die Ebene der Zellen Regenerationsprozesse auslöst. Vermittelt über den Parasympathikus, den Nerv der Ruhe und Regeneration. Der wird im Wald aktiviert. Und der führt dazu, dass sich die Zellen besser und schneller regenerieren und unsere organische Gesundheit sich auch immer wieder neu auflädt.“
Wie viel Wald braucht der Mensch?
Von den Forschungsergebnissen und Erfahrungen der Japaner können wir aus Sicht des Biologen Arvay viel lernen: „Ohne den natürlichen Lebensraum ist der Mensch nicht überlebensfähig. Das ist auch der Grund, warum die Waldmedizin in Japan etabliert und staatlich anerkannt ist. In Tokio, dem größten Ballungsraum der Erde, gehen die Bewohner teilweise nur mit