Kolumne: Annette Schavan nimmt Abschied von Rom
Manche Abschiede zögert man hinaus. Man entfernt sich lieber langsam von einem geliebten Ort, damit sich der Aufbruch erträglicher anfühlt. Nur noch drei Wochen – dann wird Annette Schavan, 62, Rom verlassen. Nach vier Jahren als deutsche Bot‑ schafterin beim Heiligen Stuhl en‑ det ihre Amtszeit. Michael Koch, Völ‑ kerrechtler aus dem Auswärtigen Amt, wird ihre Nachfolge antreten. Ihren Abschied hat die CDU‑Politi‑ kerin, die wegen der Aberkennung ihres Doktortitels als Bundesminis‑ terin für Bildung und Forschung zu‑ rücktrat, bereits genau geplant. „Ich steige am 30. Juni in den Zug und fahre erst einmal bis Brixen“, erzähl‑ te sie BUNTE vor der Audienz bei Papst Franziskus (sie‑ he linke Sei‑ te). In Brixen – immerhin noch Süd‑ tirol – wer‑ de sie mit Freunden das Wochenende verbringen, bevor sie dann weiter über den Bren‑ ner gen Deutschland fahre.
Und dann? Wie geht das Leben einer Frau weiter, die die vergange‑ nen Jahrzehnte der Politik gedient hat? Rosen züchten werde sie „ganz sicher nicht“, sagt Schavan. Es blei‑ ben Ämter, Posten und ihre Gastpro‑ fessur an der Universität in Shang‑ hai. Aber eines werde sie vermissen: das Licht in Rom. „Dieses besondere, weiche Licht habe ich nur hier gesehen“, schwärmt sie. Auch wenn sie es nicht zugeben würde – in ih‑ rer Stimme schwingt schwere Ab‑ schieds‑Melancholie.