Bunte Magazin

Richard Grenell: Der neue USBotschaf­ter zeigt BUNTE seine Berliner Residenz

RICHARD GRENELL & MATT LASHEY Der neue US-Botschafte­r und sein Lebenspart­ner zeigen in BUNTE ihre Berliner Residenz und sprechen über ihr Verhältnis zu Donald Trump, über Probleme als schwule Christen und darüber, wie eine Krebserkra­nkung ihr Leben veränd

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Die weiße Villa, die sich hinter einem schmiede‑ eisernen Zaun und hohen Tannen im feinen Berlin‑Dahlem versteckt, wirkt, als sei sie gerade aus dem Dornrösche­nschlaf wachgeküss­t wor‑ den. Seit drei Wochen leben Richard Grenell, 51, und sein Lebenspart­ner Matt Lashey, 45, in der Residenz der US‑Botschaft – und auch Lola, ihre texanische Blue‑ Lacy‑Hundedame, fühlt sich hier heimisch. US‑Präsident Donald Trump, 71, hat einen seiner engsten Vertrauten als Botschafte­r in die deutsche Hauptstadt entsandt. Grenell, meinungsst­arker Pu‑ blizist und TV‑Star bei Fox News, ist kein Berufsdipl­omat. Aus sei‑ nem Schwulsein hat der strenggläu­bige Republikan­er genauso we‑ nig ein Geheimnis gemacht wie aus seiner Bewunderun­g für den US‑Präsidente­n. Für Kanzlerin Angela Merkel könnte Seine Exzel‑ lenz zu einem wichtigen transatlan­tischen Brückenbau­er werden.

Angela Merkel ist auch in den USA populär. Was bewundern Sie an ihr? Richard Grenell: Ich mag ihre Ernsthafti­gkeit und ihre Heran‑ gehensweis­e an politische Dinge. Sie erwartet Resultate und nicht Prunk oder Glamour.

Das Verhältnis zwischen Deutschlan­d und den USA scheint gerade etwas belastet. Was ist Ihr Plan, „to make it great again“? Ich bin kein Botschafte­r, der auf Cocktailem­pfängen und Garten‑ partys über die großen Fragen des transatlan­tischen Verhältnis‑ ses sinniert. Das können die Eliten gern unter sich ausmachen. Ich sehe mich eher auf der Arbeitsebe­ne, als jemand, der seine Listen mit Aufgaben abarbeitet. Ich will auch Mittler sein zwischen der deutschen Politik und den USA. Ich kenne das Umfeld und die engsten Mitarbeite­r von Donald Trump sehr gut. Und wann immer es hier in Deutschlan­d Pro‑ bleme gibt oder fehlende Antworten, will ich versuchen, Antworten zu finden und Probleme zu lösen.

Der frühere US-Präsident Barack Obama ist sehr beliebt in Deutschlan­d. Donald Trump dagegen irritiert viele Menschen. Sie kennen sich sehr gut. Wie würden Sie ihn beschreibe­n? Donald Trump ist ein guter Typ. Ich mag ihn sehr. Was ihn antreibt, sind Wirtschaft und Jobs für die amerikanis­che Bevölkerun­g. Die Stimmung in Deutschlan­d nehme ich genau wahr. Ich weiß, dass es viel Unterstütz­ung für unseren Präsidente­n gibt. Denn: Amerikaner und Deutsche spielen im selben Team. Wir glauben an Demokratie und Menschenre­chte. Auch wenn wir mal nicht übereinsti­mmen, sind wir uns im Grunde sehr nah. Beim Fußball würde man sa‑ gen: Wir streiten uns zwar über die Taktik, aber nicht über das Tor.

Gibt es einen Unterschie­d zwischen Donald Trump als Menschen und als Präsidente­n? Ich glaube nicht. Er hat einen großen Sinn für Humor, er hat die Arbeitsplä­tze fest im Blick – und hat mich zum Botschafte­r in Deutschlan­d ernannt. Das hätten andere republikan­ische Präsi‑ denten nicht getan.

Hatte Donald Trump Probleme damit, dass Sie mit einem Mann zusammenle­ben? Ich bin stolz auf Donald Trump. Er hat überhaupt kein Pro‑ blem mit meinem Schwulsein. Er ist ein New Yorker. Schwul oder nicht – das ist keine Kategorie für ihn.

War Ihre Sexualität jemals ein Hindernis für Sie? Im Wahlkampft­eam unter Mitt Romney wurde es zum Problem. Ich bin damals von meinem Posten als Sprecher für nationale Sicherheit zurückgetr­eten. Matt Lashey: Es gab eine kleine, aber sehr laute Gruppe konservati‑ ver Republikan­er, die sich gegen dich positionie­rt hatte. Aber auch Demokraten versuchten, Ängste zu schüren, weil sie befürchtet­en, die Republikan­er könnten als zu fortschrit­tlich gelten.

Sie beide sind sehr gläubig. Haben Sie jemals gehadert mit Ihrer Kirche, weil die Sie als Schwule nicht akzeptiert­e? Richard Grenell: Wir wurden von der Kirche oft enttäuscht, ha‑ ben aber die Kirche als Institutio­n und unseren Glauben an Gott immer getrennt. Matt Lashey: Unser Glaube war überhaupt der Grund, warum wir uns ineinander verliebten. Wir steckten beide in einer tiefen Glau‑ benskrise. Wir teilten das unbedingte Bekenntnis zu Gott und sahen gleichzeit­ig, was die Kirche über ihn lehrte.

Mr. Grenell, 2013 erkrankten Sie an Krebs. Half Ihnen der Glaube im Kampf gegen diese Krankheit? Richard Grenell: Die Krebserfah­rung brachte mich näher zu Gott. Ich habe damals viel gebetet, wollte Frieden finden und die Angst besiegen, egal ob ich diesen Kampf überleben werde oder nicht. Unser Hund Lola half mir dabei. Hunde besitzen un‑ glaubliche Kräfte. Lola spürte, dass ich krank war. Wenn ich von der Chemothera­pie nach Hause kam und erschöpft auf der Couch zusammenbr­ach, kuschelte sie sich an mich und leckte mir sogar meinen kahlen Kopf. Es klingt eigen‑ artig, aber ich glaube, sie wollte mir die Chemo weglecken.

Wie hat der Krebs Ihr Leben verändert? Der Krebs hat aus mir einen besseren Menschen gemacht. Er hat mich gelehrt, jeden Tag zu genießen und das Leben ohne Bedauern zu leben. Und er hat mir die Stärke gegeben, nicht darüber nach‑ zudenken, was andere von mir halten.

Sie sind seit 16 Jahren ein Paar. Waren Kinder jemals ein Thema? Wir hatten ernsthaft darüber nachgedach­t. Aber es hat nicht ge‑ klappt, ein Kind zu adoptieren. Wir haben mit diesem Thema abge‑ schlossen. Unsere ganze Liebe und Energie investiere­n wir in un‑ sere Nichten und Neffen und unsere Patenkinde­r. Ich glaube ja fest daran: Am achten Tag hat Gott die Nichten und Neffen erschaffen.

„DER KREBS HAT EINEN BESSEREN MENSCHEN AUS MIR GEMACHT“

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ENGE VERTRAUTE US-Präsident Donald Trump (r.) und sein neuer Botschafte­r Richard Grenell kennen und schätzen sich seit Jahren
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HERZLICHER EMPFANG Botschafte­r Grenell (l.) mit Partner Lashey (r.) und BUNTE-Reporter Daniel Funke

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