Für KENNER ist es eine Art Schlaraffenland
Das Langeweile-Gesicht von Larry Gagosian spricht Bände. Als müsste der Sultan von Brunei seinen Bediensteten beim Goldpolieren zugucken. Der New Yorker Stargalerist sitzt auf einer PVCBank vor seinem Stand auf der wichtigsten Kunstmesse der Welt, der Art Basel. Vor ihm flutet schwerreiche Klientel die Ausstellungsfläche. Es ist 11 Uhr, erster Messetag, VIP-Preview. Wer hierfür ein Ticket hat, besitzt Millionen. Aber Gagosian tippt lieber SMS, während sein Team die Millionen Euro teure Kunst verteilt. Wieso auch nicht? Das Geschäft brummt ohnehin …
Diese Messe ist für Sammler ein Schlaraffenland. Ein Ort, an dem sich die rarsten, besten, teuersten, stilprägendsten Werke konzentrieren. Ein Mega-Museum, nur kann hier alles obendrein erworben werden – fürs Chalet, für die Jacht, den Jet. Einziges Problem: Die Prachtwerke von Warhol, Baselitz & Co. wollen auch andere – ein wahrer Kaufrausch!
Allein die Anreise gleicht einer Pilgerfahrt. Gebete vonnöten. Etwa wenn der Linienflug Stunden verspätet eintrifft, weil eine Armada aus Privatjets den Luftraum blockiert. Luxushotelzimmer sind auf Jahre ausgebucht, da wohnt der Graf dann auch mal in der Jugendherberge oder in einer spartanischen Schiffskajüte auf dem Rhein für viele Hundert Franken.
Abends kommt’s zu Dramen vor den Hotspots. „Sorry, zu voll“, sagt der Türsteher vor dem „Les Troi Rois“in Endlosschleife. Drinnen genießt Galerist Vito Schnabel den dargebotenen Fellini-Film. Künstler, Models, Dealmaker – alle hektisch, überdreht, herausgeputzt. Eine Society-Dame springt kurzerhand hinter dem Türsteher durch die Buchsbaumhecke und erkämpft sich ihren Weg mit ein paar Kratzern auf die Party-Terrasse.
Stimmung nach dem ersten Messetag? Alles erledigt. Schließlich sind die besten Werke jetzt schon verkauft…